Wie ein Kochbuch entsteht V: Das Fototeam
Der heutige Teil meiner Serie zum “Making of” von Seelenfutter vegetarisch* ist ein bisschen besonders: nicht nur, weil ich gleich vier Menschen auf einmal vorstelle, sondern auch, weil er ganz außergewöhnlich schön bebildert ist. Nein, ich meine jetzt damit nicht meine unbeholfenen Versuche, eine Kamera zu zeichnen, sondern die Fotos unten. Die hat mir nämlich das Fototeam von Seelenfutter vegetarisch zur Verfügung gestellt, und sie sind tatsächlich während der Fotoproduktion für dieses Buch entstanden.
Ich habe ja große Hochachtung vor allen, die das mit dem Foodstyling und der Foodfotografie beherrschen – umso mehr, seit ich versuche, dieses Blog zu bebildern! Es ist eine echte Kunst, Essen appetitlich abzubilden. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich war, als ich zum ersten Mal in einem Fotostudio mitansehen durfte, mit welchem Aufwand und welcher Hingabe Gerichte in Szene gesetzt wurden. Immer, wenn ich daher gefragt werde: „Machst du eigentlich die Fotos für deine Kochbücher selber?“, bin ich von Herzen dankbar, einfach nur antworten zu können: „Nein, das machen zum Glück Profis.“
Nun ist Profi-Foodfotografie natürlich trotzdem noch keine Garantie dafür, dass einem die Fotos auch gefallen. Als ich daher die Fotos für Seelenfutter vegetarisch zum ersten Mal zu Gesicht bekam, fiel mir ein Stein vom Herzen: Ich fand sie wunderschön: warm, kuschelig, stimmungsvoll – schon beim Anschauen echt was für die Seele. Das vierköpfige Team, bestehend aus Fotografin Mona Binner, Foto-Assistentin Kristina Geisel, Foodstylistin Sarah Trenkle und Propstylistin Meike Stüber, hat tolle Arbeit geleistet. Was das genau bedeutete, das habe ich sie hinterher gefragt.
Wer von Ihnen hatte eigentlich beim Shooting von Seelenfutter vegetarisch welche Aufgaben?
Mona Binner, Fotografin: Ich bin bei solchen Fotoshootings die Verbindungsperson zwischen dem Verlag und meinem Team. Im Vorfeld kümmere ich mich um die Planung und Organisation. Ich wähle Foodstylistin und Propstylistin aus und mache den Zeitplan. Beim Shooting von Seelenfutter vegetarisch war ich für die Lichtsetzung und den Setaufbau verantwortlich. Dazu zählten die Auswahl des Hintergrundes und der Requisiten, die meist schon von der Propstylistin Meike Stüber grob den Rezepten zugeordnet worden waren. Im Anschluss an die Produktion, nachdem die Motive vom Verlag ausgewählt und freigegeben worden waren, haben meine Assistentin Kristina Geisel und ich die Fotos mittels Photoshop nachbearbeitet. Dabei haben wir zum Beispiel im Nachhinein störende Krümel entfernt.
Kristina Geisel, Foto-Assistenz: Ich habe während der Aufnahmen hauptsächlich Mona Binner als dritte Hand assistiert. Dabei hatte ich die Aufgaben, die Dateien zu verwalten und nach und während der Aufnahmen zu schauen, wo Hilfe benötigt wird. Natürlich habe ich auch der Foodstylistin Sarah Trenkle in der Küche geholfen oder die Requisiten durchgeschaut und sortiert.
Sarah Trenkle, Foodstylistin: Ich plane vor einem solchen Shooting, in welcher Reihenfolge die Rezepte fotografiert werden. Dann kaufe ich entsprechend die Zutaten ein, bereite die Gerichte nach Rezept zu, richte sie fürs Foto an – und das Verkosten am Ende gehört natürlich auch dazu!
Meike Stüber, Propstylistin: Ich bin für die Requisiten, „Props“ genannt, und die Planung der Sujets zuständig. Unter „Sujet“ versteht man das Thema eines Fotos: Das ist ja nicht nur das Gericht, sondern auch die Stimmung, die ausgedrückt werden soll, und die Situation, in der das Gericht präsentiert wird, etwa ein Hochzeitsdinner oder wie jetzt bei Seelenfutter vegetarisch eine heimelige, kuschlige Atmosphäre. Dazu gibt es vorab ein Briefing, wie sich der Verlag die Optik des Kochbuchs vorstellt. Die Requisiten leihe ich mir in verschiedenen Läden zusammen. Es gibt sogar Läden, sogenannte „Fundis“, die eigens für Foto- und Filmproduktionen Requisiten zum Verleih bereitstellen. Zusätzlich habe ich ein eigenes Atelier, in dem ich selbst lackiere, tapeziere und Requisiten aus aller Welt sammle, die ich für Produktionen einsetzen kann. Zu Beginn der Produktion bespreche ich jedes einzelne Bild mit der Fotografin und der Foodstylistin. Dann baue ich das erste Sujet im Fotostudio auf. Im Team wird danach so lange geschoben, Licht gesetzt und angerichtet, bis alle hundertprozentig zufrieden sind. Erst dann kann die Fotografin das finale Foto machen.
Wie viele Rezeptfotos werden denn an einem Arbeitstag gemacht?
Alle: Pauschal lässt sich das schwer sagen.
Mona Binner, Fotografin: Einige Bilder sind aufwendiger als andere, je nach Rezept, der notwendigen Requisite und der verwendeten Fototechnik. Manchmal braucht man für ein einziges Foto einen ganzen Tag, häufig zum Beispiel bei Covermotiven. Dann wieder schafft man zehn Gerichte, aber das kommt seltener vor. Seelenfutter vegetarisch gehörte jedenfalls zu den aufwendigeren Produktionen.
Wie kommt es, dass die Gerichte auf den Fotos immer so viel toller aussehen als in der eigenen Küche? Wird da furchtbar viel getrickst? Man hört ja immer von Haarspray und solchen Sachen …
Sarah Trenkle, Foodstylistin: Das mit dem Haarspray ist ein sehr hartnäckiges Gerücht, über das wir uns immer wieder amüsieren. Nein, alle Gerichte, die wir für Seelenfutter vegetarisch zubereitet haben, waren am Ende essbar und sogar sehr lecker! Ein einfacher Trick ist, dass wir manche Sachen fürs Foto einfach nicht ganz so lange kochen, sodass sie noch mehr „Knack“ und eine schönere Farbe haben.
Kristina Geisel, Foto-Assistentin: Das Essen wurde von unserer Foodstylistin einfach schön angerichtet, und das ganze Team steckt viel Arbeit, Zeit und Kreativität in die Aufnahmen. Das führt dann zu den tollen Ergebnissen.
Mona Binner, Fotografin: Der Trend geht sowieso ganz klar wieder hin zu authentischem Essen, das (zumindest fast) so aussieht, als hätte ich es selbst in meiner eigenen Küche zubereitet. Krümel, angebrannte Saucenreste an Auflaufformen und eine möglichst authentische Szene waren auch bei Seelenfutter vegetarisch absolut erwünscht.
Was war das Besondere an dem Shooting für Seelenfutter vegetarisch? Welche Stimmung sollte in den Fotos rüberkommen? Und wie haben Sie das umgesetzt?
Mona Binner, Fotografin: Seelenfutter steht für „Heute gönn ich mir was, ohne zu sehr auf Kalorien zu achten“, also Essen, mit dem man es sich zu Hause auf der Couch oder an einem hübsch gedeckten Tisch gemütlich macht. Es geht um Gerichte, die schon beim Zubereiten entspannen und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. (Funktioniert bei mir übrigens immer wunderbar: Ich bin sehr oft selbst nach einem langen Shooting-Tag noch in der Küche bei der Resteverwertung anzutreffen.) Das sollten natürlich auch die Fotos widerspiegeln. Durch Requisiten und Lichtstimmung sollte eine heimelige, kuschelige Atmosphäre entstehen. Um ein richtiges Zuhause-Gefühl zu erreichen, haben wir sogar zwei Tage lang im Haus von Freunden von mir produziert.
Meike Stüber, Prop-Stylistin: Ich habe die heimelige Stimmung mit harmonischen Farben, belebenden Mustern in den Requisiten und Fotohintergründen umgesetzt. Das Gefühl einer wohnlichen Situation kommt leichter auf, wenn man in die Fotos Möbel, Wände und Stühle integriert und dem Betrachter das Gefühl gibt, dass das Bild wie in einer Wohnung zu allen Seiten weitergehen könnte und nicht bei dem angerichteten Essen aufhört.
Sarah Trenkle, Foodstylistin: Für mich ist Seelenfutter etwas, das lecker ist und mich glücklich macht. Ich will satt werden, einfach nur genießen und nicht daran denken, wie lange ich für eine Portion wieder aufs Laufband sollte. Und genau so wollte ich das Essen aussehen lassen. Das Bild sollte Lust darauf machen, direkt loszufuttern.
Kristina Geisel, Foto-Assistenz, und Meike Stüber, Prop-Stylistin: Das Besondere an dieser Produktion war außerdem das tolle Team. Je besser das Verständnis für- und untereinander, desto besser ist am Ende das Ergebnis.
Und was ist Ihr liebstes Seelenfutter – wonach steht Ihnen in Stresszeiten der Sinn?
Mona Binner, Fotografin: Ganz klar Pizza, mein Seelentröster Nr. 1! Und als Nachtisch natürlich Schokolade, egal in welcher Form. Die Brownies und Trüffel aus diesem Buch stehen da ganz oben auf der Liste. Seeeeeehr lecker!
Kristina Geisel, Foto-Assistenz: Mir steht in Stresszeiten der Sinn nach Gerichten, die mit Käse überbacken sind, und nach einem leckeren Dessert. Mein Lieblingsseelenfutter aus dem Buch ist das Kartoffel-Spargel-Gratin, und zum Dessert dürfen es dann gerne die Rosa-Pfeffer-Trüffel sein. Davon kann man auch noch Tage später glücklich werden!
Sarah Trenkle, Foodstylistin: Bei mir ist es tatsächlich einfach: Spaghetti mit Tomatensauce! Aber auch Käsespätzle stehen ganz weit oben. Aus unserem Buch ist es das rote Thai-Curry.
Meike Stüber, Prop-Stylistin: Ich esse grundsätzlich sehr, sehr gern Gemüse. Die Winterratatouille habe ich inzwischen schon zweimal selbst zubereitet. Sie ist in diesem Buch mein absoluter Favorit!
Vielen Dank an Sie alle, dass Sie meine Fragen beantwortet, uns Einblick in Ihre Arbeit gegeben – und dann noch die Fotos für diesen Artikel zur Verfügung gestellt haben!
Das sind die Folgen der Serie “Wie ein Kochbuch entsteht”:
4.11.14 Wie einKochbuch entsteht I: Die Redakteurin
11.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht II: Autorin Susanne Bodensteiner
14.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht III: Mein persönliches Making of
18.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht IV: Der Lektor und Setzer
25.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht V: Das Fototeam
2.12.14 Wie ein Kochbuch entsteht VI: Die Herstellerin
- Knusprig und weich, sanft und würzig: Käsepolenta mit rauchigem Paprika-Wirsing
- Brotaufstrich des Monats November: Orientalischer Linsen-Möhren-Aufstrich
So. Alle fünf Teile in einem Rutsch durchgelesen. Sehr interessant! Vielen Dank für den Blick hinter die Kulissen. Jetzt will ich meinen Job wechseln ;-)