Über das Bloggen II: Elf Fragen und Antworten

Zu Kettenbriefen habe ich ja ein gespaltenes Verhältnis, seit ich als Teenager einmal eine sorgsam ausgesuchte teure Markenschokolade verschickte und statt des erwarteten Regens an … vielen (irgendwas mit Potenzrechnung) Schokoladentafeln nur eine einzige erhielt. Die billigste von ganz unten im Supermarktregal. Pfff.

Auch unter Blogger_innen gibt es Kettenbriefe, nur dass sie sich „Award“ nennen. Man verleiht sich gegenseitig virtuelle Preise, beantwortet sich gegenseitig Fragen und „nominiert“ weitere Blogs, was alles der Vernetzung und Bekanntmachung dienen soll. Klingt erst mal gut, trifft aber ungünstig auf meine Kettenbrief-Antipathie.

Allerdings, das muss ich gestehen, lese ich die daraus resultierenden Frage-Antwort-Artikel in anderen Blogs ganz gerne. Und so war ich, als mich Heike Baller vom Bücherblog Kölner Leselust für den (seltsam benannten) Liebster Award nominierte, nicht ganz abgeneigt – nur gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Als allerdings wenig später eine weitere Nominierung eintraf, diesmal von Christine Hutterer von dem Eselwanderungsblog Ist das jetzt der Urlaub?, da zerbröselte mein innerer Widerstand vollständig.

So, da sind sie, meine Antworten auf die obligatorischen elf Fragen. Und weil ich zweimal elf bekommen habe, durfte ich aussuchen. (Habe ich mir jedenfalls so gedacht.)

1. Warum bloggst du? Was war der Auslöser dafür?

Das Thema Essen und Kochen, um das es in meinem Blog geht, ist auch beruflich mein Schwerpunkt. Nur – bis letztes Jahr wusste das kaum jemand, weil meine berufliche Website den Eindruck vermittelt, ich wäre thematisch nicht festgelegt. Das geht ja vielen Gründern so, dass sie meinen, sie müssten sich erst mal alles offen halten. Anfang 2013 saß ich also da und dachte darüber nach, wie ich diese Website überarbeiten müsste, um meinen Schwerpunkt deutlich rüberzubringen. Ich holte mir Unterstützung bei Heide Liebmann, die das großartige Format der 77-Tage-Challenges erfunden hat. Bei so einer Challenge setzt man in elf Wochen ein selbst gewähltes Projekt um, unterstützt von Heide und den anderen Teilnehmer_innen (und ein bisschen dosiert eingesetztem Sozial- und sonstigem Druck). Ich fing also die Challenge an mit dem Ziel, meine Website zu überarbeiten, und machte mich an die geplante Struktur. Dabei ploppte dieser Gedanke auf: „Ach ja, bloggen wollte ich ja auch irgendwie mal. Wenn aber zusätzlich ein Blog auf der Website Platz finden soll, muss ich es jetzt mit einplanen. Dazu müsste ich aber erst mal wissen, ob ich das mit dem Bloggen überhaupt durchhalte und ob es mir Spaß macht.“ Und auf einmal war mein Challenge-Ziel gar nicht mehr, die Website zu überarbeiten, sondern, das mit dem Bloggen mal auszutesten. Und so fing ich an und schrieb einen Monat lang jeden Tag einen kleinen fiktiven Blogartikel in eine Word-Datei, um auszuprobieren, ob ich überhaupt genügend Themen finden könnte. Tja, und das war’s dann. Bloggen macht süchtig!

Meine Website harrt übrigens immer noch ihrer Überarbeitung. Aber demnächst gehe ich das an. Bestimmt.

2. Wie weit bestimmt das Bloggen deine Wahrnehmung im Alltag?

Sehr weit! Da sich beruflich bei mir seit Jahren sehr viel ums Genießen dreht – und ich dieses Thema ja überhaupt erst gewählt habe, weil es mich so interessiert –, lebe ich natürlich sowieso in einer Welt voller Kochbücher, Foodblogs, Rezepte und Kochexperimente.

Aber in meinem Blog geht es ja nicht nur um Rezepte, sondern vor allem um die emotionalen Komponenten des Essens: Warum schmeckt uns, was uns schmeckt? Was lösen bestimmte Geschmäcker oder bestimmte Gerüche aus – an Gefühlen, an Erinnerungen? Wie spielen gutes oder schlechtes Gewissen in unsere Essensauswahl mit hinein? Wie Körperbilder?

Seit ich das im Hinterkopf habe, springen mich ständig Themen für neue Blogartikel an – mehr, als ich verbloggen kann. Deshalb habe ich auch relativ bald angefangen zu twittern, denn so kann ich mal kurz einen Link oder einen Gedanken ins Internet schicken.

Ansonsten hat das Bloggen definitiv meine Ausgaben für Bücher in die Höhe schießen lassen! Es gibt einfach so viel Spannendes zu meinen Themen zu lesen.

Stapel Kochbücher und Kochzeitschriften

Stapel ungelesener Bücher und Zeitschriften. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

3. Machst du einen Plan fürs Bloggen oder muss es einfach sprudeln?

Mal so, mal so. Meinen Redaktionsplan hole ich immer dann raus, wenn ich zu viele Ideen habe und sortieren muss, in welcher Reihenfolge ich sie am besten blogge. Häufig schmeiße ich diese Pläne aber auch wieder über den Haufen, wenn mich, siehe oben, ein Thema anspringt. Dann sitze ich manchmal wie im Rausch bis weit nach Mitternacht am Computer und tippe.

4. Wie sorgst du für Verbreitung deiner Inhalte?

Ich poste neue Artikel immer auf Xing (das geht automatisch), meistens außerdem auf Facebook und Twitter. Außerdem mache ich gerne bei Blogevents mit, was allerdings eher damit zu tun hat, dass mich die Themen oft inspirieren und dazu bringen, in neue Richtungen zu denken. Aber so etwas nützt natürlich auch, um immer mal wieder auf dem Bildschirm anderer Leserinnen und Leser aufzutauchen.

5. Worüber willst du auf jeden Fall noch mal schreiben?

Zum Beispiel darüber, was der persönliche Geschmack mit der Schicht zu tun hat, in der man großgeworden ist. Dazu liegen auch zwei dickere soziologische Wälzer bei mir rum; ich muss sie nur noch lesen.

Und darüber, welche Rolle das Essen im Hospiz spielt, an einem Ort also, wo den Bewohnern sehr bewusst ist, dass nur noch eine endliche Anzahl an Mahlzeiten vor ihnen liegt. Ich hoffe sehr, dass ich diesen Artikel bald verwirklichen kann.

6. Mit wem würdest du gern über die Inhalte deines Blogs diskutieren?

Ehrlich gesagt: am liebsten mit meinen Leserinnen und Lesern.

7. Was magst du nicht am Bloggen?

Dass ich von PR-Agenturen ungefragt „Pressemitteilungen“ mit Anhängen in zig Megabyte Größe zugeschickt kriege. Und die „Kooperationsanfragen“ von allerlei Agenturen und anderen Firmen, die sich positive Blogartikel erhoffen, wenn sie mir Produktproben zur Verfügung stellen. Irgendwie ärgert mich dabei fast am meisten, dass ich in diesen Mails vollkommen selbstverständlich geduzt werde.

(Nein, und Interesse an derlei Kooperationen hätte ich auch dann nicht, wenn man mich siezen würde.)

8. Wie sieht für dich der perfekte Tag aus?

Vor allem frei von allen Verpflichtungen. Was ich dann damit anfange – lesen oder Freunde treffen, kochen oder gemütlich über einen Markt bummeln, Rad fahren oder einfach an der Elbe sitzen und Schiffen hinterhergucken – ist einfach eine Frage des Wetters und der momentanen Lust.

Rechner und Decke

Der perfekte Tag: vielleicht auch Bloggen im Flow bis weit nach Mitternacht. (Nur ein Symbolbild, natürlich.)

9. Wen würdest du gerne mal treffen und was würdest du mit ihr/ihm machen?

Immer gerne: andere Blogger_innen (wie gerade geschehen), einfach zum Austauschen, vielleicht bei einem guten Essen. Und wenn ich mal träumen darf: Mit Fuchsia Dunlop würde ich gerne mal in China über Märkte, durch Läden und von einem Straßenstand mit Essen zum nächsten ziehen.

10. Welche Jahreszeit magst du am liebsten?

Das kommt immer auf die Stadt an, in der ich gerade wohne. In Hamburg finde ich den Herbst am tollsten, wenn sich alles bunt verfärbt; in München war es der Spätsommer, wenn es einfach wunderbar ist, in einem Biergarten zu sitzen; und in Berlin ist es der Frühsommer, wenn die vielen, vielen Linden blühen.

11. Welche Frage, die ich noch nicht gestellt habe, wünschst du dir, um noch etwas Wichtiges über dein Blog loszuwerden? Und wie lautet die Antwort?

Die Frage: Was macht eigentlich dieser komische/eklige/leckere Gummikringel da oben im Headerbild deines Blogs? Ist ja jetzt für ein Foodblog eher ungewöhnlich, so was Künstliches. Erinnert mich aber total an früher!

Die Antwort: Also, über das Bildmotiv habe ich lange nachgedacht. Ein Gummikringel, so das Ergebnis, passt perfekt zu meinem Blognamen und Thema. Den meisten Leuten schmeckt dieses Zuckerzeug ja in dem Sinne nach mehr, dass sie die Finger nicht davon lassen können, wenn es irgendwo rumliegt. Und außerdem ruft der Kringel unterschiedlichste, aber meist heftige emotionale Reaktionen hervor (siehe oben). Nach langer Bildrecherche …

Nee, Quatsch. Das Bild war ursprünglich einfach nur als Platzhalter gedacht. Es gibt nichts Langlebigeres als Provisorien! Dabei ist das Foto (das ich als solches übrigens wirklich schön finde) noch nicht mal von mir, sondern von meinem Liebsten. Allerdings habe ich das Fotomodell nach dem Shooting persönlich verzehrt, das schon. Und seitdem denke ich darüber nach, was für ein Motiv wohl ähnlich starke emotionale Reaktionen bei meinem Publikum auslösen könnte. Wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin, wird der Platzhalter ersetzt. Glaube ich.

 

Danke für eure schönen Fragen, Heike und Christine! Darauf, nun andere Blogs zu nominieren, verzichte ich aber lieber. Einerseits, weil der Liebster Award in letzter Zeit fast überall schon aufgetaucht ist. Und zum anderen, weil das mit dem Schokoladenregen ja doch nicht klappt. Pfff.

(Wer aber gerne nominiert werden und Fragen beantworten möchte, der oder die schreibe mir doch einfach eine Mail, ja?)

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