Was nach dem Auspressen übrig blieb: Salzorangen(-schalen)
Erst vor Kurzem ist mir aufgegangen, dass Orangen und Eier durchaus etwas gemeinsam haben. Also, ich meine abgesehen von der runden Form: Für viele Rezepte braucht man nur einen Teil davon, und dann steht man mit Resten da. Was man mit übrigem Eigelb respektive Eiweiß anfangen kann, das füllt ganze Internetforen (und selbst in meinem noch ziemlich jungen Blog gibt es bereits ein Eiweiß-Resteverwertungsrezept). Das Orangenproblem scheint weniger zu drücken: Braucht man nur die Schale, dann trinkt man den Saft halt; braucht man nur den Saft, dann ‒ äh, wo ist da der Rest?
Gute Frage. Ich muss zugeben, dass ich die Orangenschale bisher auch in der Regel weggeworfen habe, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Bis mir auffiel, dass ich da etwas dem Mülleimer überantworte, wonach ich mir früher mitunter die Hacken abgelaufen habe: unbehandelte Orangenschalen. Heute kaufe ich Bio-Orangen, was nicht nur damit zusammenhängt, dass wir hier links, rechts und geradeaus Biolädcn haben. Die Schale ist also eigentlich ein wertvoller Rohstoff, kein Müll.
Was also damit anfangen? Eline von Küchentanz hat vor einiger Zeit empfohlen, die Zesten einzuzuckern. Allerdings bin ich keine große Süßspeisenköchin und habe daher nicht so viel Verwendung für zuckrige Orangenschalen, weshalb ich den Tipp noch nicht ausprobiert habe.
Ich habe im Mai neugierig den umgekehrten Weg versucht und die Schalen nach dem Prinzip von Salzzitronen salzig eingelegt. Kürzlich habe ich das Glas gespannt geöffnet und daran geschnuppert. Hmm! Anders als bei Salzzitronen, die im Laufe der Reifezeit ihr Aroma verändern, stieg mir hier allerdings der reine Orangenduft entgegen, wie er auch von frischen Früchten stammen könnte. Die Schale ist durch das Einsalzen schön weich geworden und kann im Ganzen verwendet werden; ihre weiche, im frischen Zustand wattige Innenseite steuert einen leicht herben Ton bei, der sich zu dem nun salzigen Geschmack sehr gut macht.
Insgesamt werte ich das Experiment als Erfolg ‒ das werde ich sicher wiederholen! Benutzt habe ich die fein gewürfelten Salzorangenschalen bisher in Salat und einem Mayonnaise-Joghurt-Dip zu frischen Gemüsesticks. Weitere kulinarische Einsätze werden folgen ‒ ich berichte dann.
Übrigens frage ich mich, ob auch die Orangenschalen beim Reifen den Geschmack verändern würden, wenn außer Salz auch mehr Säure im Spiel wäre. Ich hatte zwar aus Sorge um die Haltbarkeit der ganzen Sache eine Zitrone samt Fruchtfleisch mit in das Glas gelegt, aber damit habe ich natürlich im Vergleich zu einem ganzen Glas mit Salzzitronen nur einen sehr geringen Säuregrad erreicht. Vielleicht überlege ich in diese Richtung noch mal weiter. Erst einmal bin ich aber sehr zufrieden mit meinem konservierten Orangenaroma ‒ und damit, dass ich aus Abfall etwas sehr Leckeres gemacht habe!
Ach ja, und die Zitronen? Über das Blog Chocolate & Zucchini bin ich gerade auf eine Seite gestoßen, auf der die 31 besten Tipps für übrige Zitronenschalen verraten werden. Ich glaube, Zitronenschalen muss ich auch nicht mehr wegwerfen.
Habt ihr noch Ideen, was sich mit den Schalen von Bio-Zitrusfrüchten anfangen lässt?
- Schale von 2 Orangen (den Saft hatte ich ausgepresst und anderweitig verwendet; vor dem Auspressen hatte ich die Früchte gut abgewaschen)
- 1 Zitrone
- 1 gehäuften EL Salz
- Die Orangenschalen und die Zitrone vierteln. Ein gut verschließbares Glas gründlich heiß ausspülen und die Zitrusfrüchte hineinschichten schichtweise mit dem Salz bestreuen.
- Wasser aufkochen und das Glas damit auffüllen, dabei ein paar Male fest auf die Arbeitsfläche klopfen, damit die Luft zwischen den Schalen an die Oberfläche steigt. Das Glas verschließen und die Salzorangenschalen kühl und trocken lagern.
- In den Herbst mit „Seelenfutter“ und Cheeseburger
- Gefühlter Geschmack: Und Bio ist doch besser
Das Aroma der eingesalzenen Schalen bleibt also tatsächlich erhalten. Faszinierend. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, die Schale in feinen Streifen abzuschneiden (ohne das Weiße) und sie mit der Restwärme nach dem Brotbacken zu trocknen. Gemahlen in der Gewürzmühle habe ich so immer natürliches Orangenaroma parat. :-)
Wahrscheinlich ist dann der Trick, wirklich den Backofen zum Trocknen zu nehmen. Ich habe auch schon Zesten getrocknet, einfach auf der Fensterbank, aber sie wurden so ledrig, dass sie sich nachher nicht mehr zerkleinern ließen. Wahrscheinlich sollte ich es einfach noch mal versuchen. Danke für den Tipp, Eva!
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Hallo, ich bin erst heute auf Deinen schönen Blog gestoßen. Wenn mir eine unbehandelte Zitrone, Orange oder Limette über den Weg läuft, wird die Schale mit einer Reibe oder einem Zestenreißer entfernt und eingefroren, dann erst zu Saft verarbeitet.
Deine Idee mit den Orangenschalen muß ich aber auch einmal ausprobieren…
Liebe Grüße, Sus
Ha, auf Einfrieren bin ich noch gar nicht gekommen! Danke für den Tipp, Sus.
Also ich hab mal gelesen, dass man die abgeschälten Schalen in etwas Zuckerlösung köcheln soll und dann trocknen und zermahlen. Damit umgeht man wohl, dass sie ledrig werden. Und der Zucker stört nicht weiter, sondern fungiert eher als Geschmacksversträrker. Man kann die Schalen also dann auch noch für herzhafte Speisen verwenden. (Und eine süßliche Note schadet ja auch den meisten herzhaften Speisen nicht…)
Toll – danke für den Tipp! Vielleicht probiere ich das auch mal aus. Die Orangensaison geht ja demnächst wieder los.
Ich reibe die Schalen von Orangen und Zitronen immer mit der feinsten Reibe ab, bevor ich die Früchte so verwende, wie ich es eigentlich vorgesehen habe.
Die frisch abgeriebene Schale kommt beispielsweise ins Salatdressing, in einen Kuchen oder ein anderes Essen als Gewürz, und was übrig bleibt, wird getrocknet (kann nicht ledrig werden, weil es schon ganz fein abgerieben ist), z. B. für Lebkuchen, Osterbrot und andere leckere Dinge oder – eingeweicht – an Salate oder Speisen außerhalb der Orangenzeit…
Ich habe dein Rezept ausprobiert und war nicht ganz zufrieden. Doch jetzt habe ich die Lösung, genau nach dem Rezept wie http://www.kuechentanz.com, seine Salzzitronen einlegt. Bin begeistert!
SALZZITRONEN
Nach Küchentanz http://www.kuechentanz.com
Rezept:
8 unbehandelte, dünnschalige Zitronen (ideal aus Bioanbau) heiß abbürsten und kurz blanchieren. Die Zitronen mit einen scharfen Messer in 6-8 Spalten einschneiden, aber nicht ganz durchschneiden! Die Zitronen müssen an den beiden Enden noch zusammenhalten. In einen Edelstahltopf ca. 1 Liter Wasser und 9 gehäufte EL Meersalz und 4 EL Zucker aufkochen. Die Zitronen ca. 8 – 10 min sanft kochen, bis die Schale etwas weich und innen glasig geworden ist, aber nicht zu weich kochen, sie ziehen noch nach! 8 TwistOff-Gläser mit ca. 200 -250 ml Inhalt vorbereiten. Je eine Zitrone pro Glas, den Sud drauf leeren (die Zitronen müssen bedeckt sein). Das Glas gut verschließen. Die Zitronen müssen immer mit Lake bedeckt sein. Mindestens drei Wochen durchziehen lassen, ungeöffnet mindestens 1 Jahr haltbar. Geöffnet im Kühlschrank auch ca. 1-2 Monate, wenn man sauber arbeitet.
Ich bedecke Zitronenzesten mit Olivenöl und lagere das Öl dann dunkel. Nach einigen Wochen schmeckt das Öl wunderbar zitronig. Beide Zutaten fülle ich ständig nach.
Ansonsten vermische ich Zitronenabrieb mit Zucker oder aber ich trockne im Winter Zitronen- und Orangenschalen auf einem Heizkörper und mische die Schalen dann mit Pfeffer in der Pfeffermühle.
Oh, das mit dem Öl ist auch eine tolle Idee. Ich glaub, das muss ich sofort mal nachmachen. Danke dafür!
Liebe Sabine
Ich habe die Orangen Schale im Mixer zerkleinert und danach wie marokkanische Salz Zitrone eingemacht. Benutze diese auch im Reis (je nach Beilage) super in Kürbissuppe, Salatdressing, Smoothie, Porige ob süss oder herb, Zucker und Salz (wenn nicht versalzen) werden in vielen Gerichten angewendet.
Für mich schon seit Jahren ein unverzichtbares Gewürz.
Ach, das freut mich ja! Danke für den Bericht!
Schon lange her der Artikel. Trotzdem noch meine TOP 5:
* Orangen- oder Zitronenschale abreiben und dann entweder mit Zucker oder Salz mischen und trocknen (Heizung, Ofen, Sonnenschein, etc) – falls notwendig im Mixer wieder fein mahlen. Ich liebe mein Zitronensalz im Salat und das Orangensalz zu Ofengemüse.
* Schalen in Öl einlegen. Zitronenöl zum Fisch anbraten – lecker
* Schalen in Vodka o.ä. einlegen – als Extrakt benutzen ( bei mir für Kuchen etc)
* Schalen in Essig legen -> ist z.B. lecker im Salatdressing
dabei immer die Schale ohne die weisse Schicht benutzen
Und zu guter Letzt: Schale in Essig einlegen ( diesmal kann das Weisse dranbleiben) und den Essig zum Putzen benutzen. Duftet viel besser als der pure Essig.
Du hast nämlich Recht: die Schale mit all dem ätherischen Öl ist viel zu schade zum Wegwerfen.
LG Aefing
Vielen Dank! Das sind super Anregungen.
Hmm, das klingt auch ganz gut.
Da ich auch immer nur Bio (nicht nur Orangen) kaufe, möchte ich auch immer möglichst alles verwenden, was sich verwenden lässt.
Wenn ich also von einer Orange die Schale übrig habe(oder weiß, dass ich sie übrig haben werde, ziehe ich das gute orangene mit einem Zestenreißer ab, lasse es trocknen und dann kommt es mit grobem Salz (wenig) und grobem Pfeffer (viel) in den Mörser – wenn alles schön fein ist, geht das dann in Gewürzstreuer. Orangenpfeffer gibt so einigen Gerichten den letzten Schliff.
Mit Orangen und Mandarinen verfahre ich genauso. (Mandarinenschale kommt mit zum Orangenpfeffer, Zitronenpfeffer habe ich separat)
Vielen Dank für diese Tipps!