Rezept im Langzeittest: Rosenkohl mit Szechuanpfeffer
Essen hat ja etwas Tröstliches. Vor allem, wenn etwas Vertrautes auf dem Tisch steht – ein bewährtes Essen, bei dem ich weiß, was ich daran habe. Trotz (oder gerade wegen?) all der vielen verschiedenen Rezepten und Kochinspirationen, von denen ich tagtäglich umgeben bin, merke ich, dass ich immer wieder zu bestimmten Gerichten zurückkehre. Das sind nicht unbedingt Klassiker im Sinne traditioneller deutscher Küche (obwohl auch diese Rezepte im Lauf der Jahre einen immer größere Anziehungskraft ausüben), aber es sind alles echte Lieblingsgerichte. Wobei auch die sich wandeln können: nach Vorratslage, nach Lust und Laune oder unter dem Einfluss von Reisen oder Ideen, die ich anderswo aufgepickt habe.
Ein solches Rezept ist Rosenkohl mit Szechuanpfeffer, das ich erstmals während der Rezeptentwicklung für das Buch Seelenfutter vegetarisch* (Werbelink in eigener Sache) gekocht habe. Und obwohl ich in Sachen Rosenkohl eine Spätberufene bin (bis vor wenigen Jahren gehörte das Gemüse noch auf meine Bäh-Liste), steht er seitdem während der Saison immer wieder auf diese Weise zubereitet bei uns auf dem Tisch. Denn: Nur kurz gegart und scharf gewürzt, entfaltet jedes Gemüse Qualitäten, die so gar nichts mit schlimmen Kindheitserinnerungen zu tun haben!
Auch dieses Rezept gerät immer mal ein bisschen anders; diesmal habe ich noch mal in andere szechuanesische Gemüserezepte geschaut – so kamen die Chilischoten dazu (die man genauso gut aber auch weglassen kann) und der Chinkiang-Essig (den man ebenso gut aber auch weglassen oder durch Aceto balsamico ersetzen kann). Nun ja, und als bekennender Tofufan habe ich noch Räuchertofu in den Wok geschmuggelt, was hervorragend passt (aber auch den könnt ihr genauso gut … ihr wisst schon).
Voilà: Rosenkohl mit Szechuanpfeffer, ein echter Klassiker aus meiner Küche! Den ich euch sehr ans Herz legen möchte, solange die Rosenkohlsaison noch andauert. Denn das Rezept gewinnt dem sonst ja eher deftig-rustikalen Gemüse geradezu beschwingte Seiten ab, wenn der Szechuanpfeffer auf der Zunge prickelt und Sojasauce eine große Portion Umami auch ohne Fleisch ins Spiel bringt. Ach ja, vegan ist der Rosenkohl mit Szechuanpfeffer übrigens auch. Das fiel mir tatsächlich gerade erst wieder beim zweiten Hinschauen auf.
- 900 g Rosenkohl
- 200 g Räuchertofu (nach Belieben)
- 1 TL Szechuanpfeffer (ganze Körner)
- 4 lange getrocknete Chilischoten (nach Belieben)
- 3 Knoblauchzehen
- 1 walnussgroßes Stück Ingwer
- 3 Frühlingszwiebeln
- 1 TL Zucker
- 2 EL Sojasauce
- 1 EL geröstetes Sesamöl
- 1 EL Chinkiang-Essig (chinesischer dunkler Essig, ersatzweise Aceto balsamico)
- 1 EL Wasser
- 3 EL Öl zum Braten
- Salz
- Den Rosenkohl putzen, waschen und jedes Röschen in 3–4 Scheiben schneiden. Den Räuchertofu in Würfel schneiden.
- Den Szechuanpfeffer verlesen: Schwarze Samenkörner uassortieren (sie sind sehr hart und knirschen zwischen den Zähnen), nur die rotbraunen Samenhüllen grob mörsern (oder ganz lassen). Die Chilischoten längs aufschneiden (am besten mit einer Schere), die Samen im Großen und Ganzen entfernen und die Schoten in 2–3 Stücke schneiden.
- Den Knoblauch schälen und fein hacken. Den Ingwer ebenfalls schälen und fein hacken. Die Frühlingszwiebeln putzen, waschen und Weißes und Grünes getrennt in Ringe schneiden.
- Zucker, Sojasauce, Sesamöl, Essig und Wasser in einem Schüsselchen verrühren.
- Das Öl in einem Wok oder einer tiefen Pfanne stark erhitzen. Chilis und Szechuanpfeffer darin bei großer Hitze unter ständigem Rühren ca. 30 Sekunden anrösten, bis sich die Chilis dunkel verfärben. Knoblauch, Ingwer und das Weiße der Frühlingszwiebeln dazugeben und unter Rühren ca. 30 Sekunden mitbraten.
- Nun Rosenkohl und die Saucenmischung in den Wok geben und alles unter gelegentlichem Rühren ca. 10 Minuten braten, bis der Rosenkohl gar ist, aber noch Biss hat. Falls nötig, zwischendurch 1–2 EL Wasser zugeben, damit das Gemüse nicht ansetzt.
- Für die letzten 3 Minuten den Räuchertofu mitbraten, damit er heiß wird. Zum Schluss die grünen Frühlingszwiebelringe unterheben und das Gemüse noch einmal mit Salz abschmecken. Zu Reis servieren.
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Oh, das ist ja eine gar köstliche Rosenkohlvariante. Da hoffe ich, es gibt noch Rosenkohl bei den Marktschwärmern
Ich drücke die Daumen!
Das ist genau meins! Ich liebe Rosenkohl in allen Varianten (außer matschig gegart, klar ;-)) und Sichuan-Pfeffer ist ohnehin toll. Ich gehe also Rosenkohl kaufen…
Team Szechuanpfeffer! :-)
Den größten Trost bringt mir immer Lasagne, aber dein Rosenkohl klingt wunderbar und ich habe sogar noch Rosenkohl da. :-)
Liebe Grüße,
Eva
Lasagne ist mir, muss ich gestehen, immer zu viel Aufwand. Es gibt sie zwar hin und wieder, aber nicht sooo regelmäßig.
Rosenkohl, an den hab ich überwiegend gute Erinnerungen und stelle damit wohl eher eine Ausnahme dar… wobei deine Variante zu viel Umami für mein Wohlbefinden hat, es ist immer die alte Leier. Ich halte mich an kurz blanchiert, in Butter geschwenkt und mit Nüssen oder Mandeln angereichert.
Ja, das ist echt schade! Vielleicht probiere ich ja auch irgendwann die buttrige (und immer noch kurz gegarte Variante), wenn ich mit dem Rosenkohl lange genug vertrauensbildende Maßnahmen über Umami praktiziert habe. :-)
Mhh, was für ein leckeres Rezept. Muss ich unbedingt probieren. Ich habe die längste Zeit keinen Rosenkohl gemocht und komme nun langsam auf den Geschmack;)
Liebe Grüsse,
Krisi
Oh, willkommen im Club der Neubekehrten!