Wenn der Metzger treuherzig guckt: Rindfleischsalat mit Kernöl
Ich hatte mir schon zurechtgelegt, was ich dem netten, etwas schüchtern wirkenden jungen Mann hinter der Metzgertheke endlich mal sagen wollte: „Echt toll, wie Sie das immer schaffen, genau die gewünschte Menge Fleisch abzuschneiden, egal wie unregelmäßig das Stück geformt ist.“ Und dann blickte er von der Waage hoch und sagte: „1,4 Kilo.“ Öhm. Bestellt hatte ich ein Kilo Tafelspitz.
Nein, er fragte nicht: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Denn 400 Gramm, das war ihm wohl auch klar, sind nicht „ein bisschen“. Er guckte ein bisschen betrübt, nahm das Stück Fleisch und säbelte daran herum: „Ich mach Ihnen noch die Sehnen ab.“ Dann legte er es wieder auf die Waage: „1,35 Kilo.“ Er wirkte etwas verwundert. Und ein wenig hilflos.
Dann sah er mich abwartend an. Seinem treuherzigen Hündchenblick hatte ich nichts entgegenzusetzen. Ich brachte es einfach nicht über mich, auf meinem Kilo zu bestehen. Was hätte er auch anfangen sollen mit 300 Gramm abgeschnittenem Tafelspitz? Seufzend ging ich zur Kasse und kniff fest die Augen zu, um nicht zu sehen, welche Summe ich hier über den Ladentisch reichte. 1,3 Kilo Rindfleisch haben ihren Preis (und wenn nicht, dann ist was faul).
Zu Hause gab’s Tafelspitz. Und danach: ziemlich viele Reste. Ich hab was eingefroren. Ich hab Rindfleischsuppe mit ordentlich Fleischeinlage serviert. Und immer noch war was von dem wunderbaren Tafelspitz übrig. Und aus den letzten 300 Gramm – also ziemlich genau der Menge, die ich ungeplant zu viel gekauft hatte – habe ich Rindfleischsalat gemacht: steirischen nämlich, der durch Kürbiskernöl ein wunderbar nussiges Aroma bekommt. Dass dieses Öl das Rindfleisch dabei kritzegrün verfärbt – tja, da müsst ihr bei dem Foto jetzt durch!
Zeigen wollte ich euch den Salat trotzdem, denn er schmeckt toll. So toll, dass es sich dafür lohnt, von vornherein mehr Rindfleisch zu kaufen, als eigentlich gedacht. Auch wenn euch kein Metzger mit Hündchenblick anguckt.
- 300 g gekochtes Rindfleisch (z. B. Tafelspitz)
- 1 kleine Schalotte
- 1 große saure Gurke
- 2 EL Apfelessig
- 4 EL Kürbiskernöl
- Salz | schwarzer Pfeffer
- ein paar Schnittlauchhalme zum Garnieren
- Das Fleisch quer zur Faser in kleine Streifen schneiden. Die Schalotte schälen und in Ringe, die Gurke in Scheiben schneiden. Alles in einer Schüssel mischen.
- Essig und Öl mit reichlich Salz und Pfeffer (nur nicht zimperlich!) verquirlen oder in einem Glas schütteln. Das Dressing unter den Salat mischen und den abgedeckt zum Durchziehen in den Kühlschrank stellen. Wie lang? Mindestens 1 Stunde, über Nacht schadet aber auch nicht.
- Zum Anrichten den Schnittlauch in Röllchen schneiden und über den Salat streuen.
Was macht ihr eigentlich mit übrig gebliebenem Fleisch?
- Fremdgebloggt: Campingküche
- Von der Blogserie zum Buch: Vegane Brotaufstriche
Wow! Sabine, dieses Rezept macht echt Lust auf „Restsalat“. Vielen Dank, steht bereits für nächste Woche auf meinem Zettel. Liebe Grüße von Heike
Danke schön!
Danke für die Warnung bzgl. „grün“! Werde es trotzdem gerne mal ausprobieren, und hoffe daß meine Lieben trotzdem zuschlagen!
Im Zweifel: einfach im Dunkeln servieren. ;-)
Hihi, bei deiner Beschreibung des Metzgers musste ich grinsen. Das Rezept ist gemerkt, denn etwas Fleisch bleibt ja doch häufig übrig.
Viele Grüße,
Daniela
Sehr feines Resteessen! Ich mache aus übrigem Tafelspitz eine Sülze mit Würfelchen aus Möhren, Stangensellerie und Zwiebel, und der thailändische Rindfleischsalat, der ja eigentlich mit gegrilltem oder gebratenem Fleisch gemacht wird, schmeckt auch gut mit gekochtem. Und dann gibt es da noch ein etwas altmodisches Rezept von Witzigmann mit Paprikaschote und rotem, leicht scharfem Dressing, auch nicht schlecht.
Viele Grüße
Ulrike
Oh, vielen Dank für die tollen Ideen! Das klingt auch alles so gut, dass man am liebsten von vornherein die doppelte Menge Fleisch machen würde …
Dieses Rezept sieht gut aus. Und das Bild ist super. Es ist wert auszuprobieren. Danke!