Regional sticht Bio? Ein Einwurf

In letzter Zeit lese ich es immer häufiger: Regional ist das neue Bio. Schwarz ist das neue Weiß, Vollbart die neue Glattrasur, und nächstes Jahr ist wieder etwas anders in Mode. Modisch war ich noch nie, und sorry: Ich sehe das anders.

Kaufen beim netten Bauern von nebenan?

Was heißt denn „regional“ überhaupt? Es heißt, dass meine Lebensmittel (beschränken wir es mal darauf) irgendwie aus dem näheren Umfeld stammen. Das spart den Transport zum Verbraucher, unbenommen, und verkleinert den ökologischen Fußabdruck um den damit zusammenhängenden Brennstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und so weiter.

Offenbar flößt „regional“ auch besonderes Vertrauen ein. Die Käuferinnen und Käufer haben, schließe ich daraus, das Gefühl, jederzeit kontrollieren zu können, wie ihre Lebensmittel produziert werden. Das klingt irgendwie noch einleuchtend, solange es um die Gurke aus dem kleinen, traditionellen Gartenbaubetrieb zehn Kilometer weiter geht. Mag ja sein, dass da tatsächlich jemand gucken gehen würde und die Gärtnersleute bei einem gemütlichen Plausch über den Gartenzaun fragt, was sie denn für Pflanzenschutzmittel verwenden. „Aha, interessant, und womit wird das Treibhaus geheizt? Soso, jaja. Na, dann esse ich die Gurke doch gleich mit besserem Gewissen.“

Aepfel am Baum

Auch bei regionalen Produkten weiß kaum jemand, an welchem Baum der Apfel nun genau gehangen hat.

Aber „regional“ ist auch das Schweineschnitzel aus dem Großschlachthof, der zufällig gleich in der Nähe liegt. Und da guckt ja wohl niemand mehr ernsthaft hinter die Kulissen. Genauso wenig wie bei dem großen landwirtschaftlichen Betrieb, der die Kartoffeln oder den Weizen liefert. Und dass es bei scheinbar regionalen Produkten wie Schwarzwälder Schinken reicht, wenn einzelne Herstellungsschritte im angegebenen Gebiet stattfinden, stößt nicht nur Foodwatch sauer auf: Bevor aus einem Schwein ein Schinken wird, kann es halb um den Globus gereist sein. So viel zum ökologischen Fußabdruck.

Vertrauen ist naiv, Kontrolle ist unrealistisch

Natürlich geht aber sowieso keiner gucken. Ganz im Ernst: Wir verlassen uns doch darauf, dass andere für uns alles kontrollieren, was wichtig ist, und uns korrekt darüber informieren. Das funktioniert in Deutschland möglicherweise sogar tatsächlich besser als bei Lebensmitteln aus Werweißwo. Dass uns das keineswegs perfekte Sicherheit bietet, beweisen die auch hierzulande nicht eben seltenen Lebensmittelskandale.

Dass also regionale Lebensmittel per se vertrauenswürdiger und sicherer sind, möchte ich nicht unterschreiben. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Ich wähle auch Bio nicht deswegen, weil ich mir davon Gesundheit, Schönheit und ein ewiges Leben verspreche (und auch nicht unbedingt den besseren Geschmack, wobei ich den womöglich sogar rein subjektiv bekomme). Ich wähle Bio in der Hoffnung, damit einen winzigen Beitrag dazu zu leisten, dass Landwirtschaft (weltweit!) nachhaltiger wird, dauerhaft Menschen ernähren kann und Ressourcen schont.

Lebensmittel mit ökologischer Tendenz

Bio steht für

  • Verzicht auf Mineraldünger (der in der Produktion viel Energie kostet);
  • Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (die ebenfalls Energie kosten und naturgemäß Fauna und Flora beeinträchtigen, was u. a. eine der Ursachen des Bienensterbens sein könnte);
  • tendenziell bessere Bodenqualität durch den Einsatz nichtmineralischer Düngemittel;
  • tendenziell artgerechtere Tierhaltung.

Das sind alles Aspekte, hinter denen ich stehe und die bei Bio auch überprüft werden. Ein Biosiegel zeigt mir, dass hier einiges in die für mich richtige Richtung geht. Eine „Regional“-Auszeichnung zeigt mir das nicht. Auf Siegel verlasse ich mich deshalb, weil ich nicht bei allen Betrieben rumfahren kann, die meine Lebensmittel produzieren, um zu gucken, ob die das so tun, wie ich es für vertretbar halte. Das wäre sicherlich schön und auch sehr verantwortungsvoll, aber tut mir leid, ich habe auch noch einen Job. (Und selbst wenn ich es tun würde und dann auch noch das notwendige Know-how zum Beurteilen hätte: Ein massentaugliches Modell wäre das sicher nicht.)

Bitte antreten zum Vergleich!

Vergleicht man konkrete konventionelle mit konkreten Bio-Produkten, dann ist durchaus nicht auszuschließen, dass einzelne konventionelle Lebensmittel in manchen Punkten besser wegkommen. Immer wieder gern genannt: Der kleine traditionell handwerkliche Betrieb, der schon in fünfter Generation immer nur handverlesene, qualitativ hochwertige Lebensmittel anbietet, die unter besten Bedingungen produziert werden, der aber die Bio-Zertifizierung wegen Aufwand/Kosten/Hamwanochniegemacht scheut.

Nun scheint mir das mit dem kleinen Betrieb doch eher ein Einzelfall zu sein. Und wüsste ich von einem solchen und hätte Einblick in die Produktionsbedingungen, dann würde ich bei Gefallen die Produkte von dort auch kaufen. Aber als generelles Argument für Regional und gegen Bio ist mir das doch ein bisschen weit hergeholt.

Rinder

Nicht jedes Bio-Rind steht auf der Weide und nicht jedes konventionell im Stall.

Andererseits ist bei Bio absolut nicht alles Gold, was glänzt. Bio-Massentierhaltung bleibt immer noch Massentierhaltung. Und auch bei kleineren Betrieben gehen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit nicht immer Hand in Hand (zumindest mit der Anbindehaltung in Bio-Kuhställen ist aber Ende 2013 endgültig Schluss). Dazu gibt es gerade in Ostdeutschland jede Menge riesiger Biobetriebe mit gewaltigen Monokulturen – mit Wirtschaften im Einklang mit der Umwelt hat das nicht viel zu tun.

Nicht immer liegt das Gute nah – leider

Hinzu kommt das Problem der nicht-regionalen, sondern weit weg angebauten/produzierten Bio-Lebensmittel: Bio-Nüsse aus China zum Beispiel. Klar, hier haben die Regionalwaren in puncto ökologischer Transportkosten die Nase vorn. Tatsache ist nur leider, dass die Nachfrage nach Bio nicht allein durch heimische Produkte befriedigt werden kann. Nur ca. 6 % der Anbauflächen in Deutschland werden ökologisch bewirtschaftet.

Und dabei geben noch ständig Biobauern auf und stellen wieder auf konventionelle Landwirtschaft um: [ref]Harald Willenbrock: „Einmal öko und zurück“ in: brand eins 12/2013, S. 82–94[/ref]Zu groß ist der Preisdruck. Das liegt an billiger Bio-Konkurrenz aus dem Ausland; an Discountern, bei denen Bio ins Preisgefüge passen muss; an uns allen, wenn wir bei Bio auf den Preis achten – und irgendwie dann auch wieder nicht, denn wer sagt uns schon, ob das teurere Produkt deshalb teurer ist, weil der Landwirt mehr davon bekommt? Und natürlich gibt es sehr viele Leute, die auf den Preis achten müssen.

Bananen_Mango

Hundertprozentig regional? Ist wohl was für Hardliner. Wenigstens sind Bananen und Mango Bio.

Es ist kompliziert. Und es wird nicht einfacher, wenn man versucht, darüber nachzudenken, ob denn das Weltweitbio nicht auch zumindest den Vorteil haben könnte, dass über die ganze Erde verteilt kleine Flecken von Bio-Anbauflächen entstehen. Hilft das nun, den Bio-Gedanken zu verbreiten und damit möglicherweise das Wissen um die entsprechenden landwirtschaftlichen Methoden? Oder ist das kolonialistisch gedacht, weil diese Lebensmitteln in vielen Ländern nur für den Export bestimmt sind, den Bewohnern selbst Bio echt egal ist, weil sie ganz andere Sorgen haben? Und was hat größere Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck: der Transport von Weitwegbio oder die Produktion von Mineraldünger für Regionalkonventionell?

Ehrlich: Ich blick da nicht durch. Und kaufe trotzdem weiter Bio, in dem Glauben, damit wenigstens in der Tendenz etwas nicht ganz falsch zu machen. Wenn ich die Wahl habe, bevorzuge ich bei den Bio-Lebensmitteln die regionalen (und beim Discounter kaufe ich Bio auch nicht). Denn ja: Ich möchte die hiesige Bio-Landwirtschaft unterstützen, und ich fände es schön, wenn sich die Entscheidung zur Betriebsumstellung auf Öko besser rechnen würde – wenn nur selbstausbeuterische Enthusiasten Biobäuerinnen und Biobauern werden, bringt’s ja nicht viel.

Wenn ich aber die Wahl zwischen Bio auf der einen und Regional auf der anderen Seite habe, greife ich häufiger zu Bio. Das ist mein Weg.

Und, wie seht ihr das?

16 Gedanken zu “Regional sticht Bio? Ein Einwurf

  1. Chawwa

    Tja, Du hast es gut auf den Punkt gebracht – oder vielmehr auf die Punkte, die einem heute durch den Kopf gehen, wenn man Lebensmittel einkauft. Und danke für den Hinweis, dass es tatsächlich auch noch Leute gibt, die bei sensibilisiertem Ess-Gewissen auch noch auf das schnöde Geld achten müssen. Ich fand es früher schon nicht einfach, für eine große Familie bei begrenztem Budget gesund zu kochen. Aber heute kann einem der Appetit vergehen, bevor man überhaupt zum Einkaufen losgeht. Was ja dann auch wieder einen Spareffekt hat. Wie immer bei den Fragen, die die vielbeschworenen „Werte“ betreffen, kommt die/der Einzelne nicht umhin, für sich selbst einen Weg zu finden – der dann auch durchaus hin und wieder überprüft und verändert werden kann. Mein eigener zur Zeit: viel Bio, bevorzugt regional, und bei jahreszeitlich regional nicht angebotenen Dingen (=Tomaten im Winter) Bevorzugung von EU- Bio-Siegel und Transfair-Produkten (Kaffee, Kakao, Quinoa). Und kein schlechtes Gewissen, wenn ich hin und wieder Schokolade o.ä. kaufe ohne Biosiegel, nur vom persönlichen Geschmacksempfinden geleitet. Speziell an letzterem arbeite ich! (Für mich wäre übrigens mal ein Blogpost interessant, wie sich schlechtes Gewissen auf Genuss auswirkt. Wie wär’s damit?)

  2. Sus

    Schöne Ausführung! Mit den gleichen Gedanken schlage ich mich nämlich auch seit einiger Zeit herum.

    Das bringt dann auch solche Blüten hervor, wie einen regionalen Bauern, der seine teilweise Bio-Äpfel am Straßenrand in einen beleuchteten, gekühlten Automaten steckt, damit der Verbraucher auch um Mitternacht Äpfel (und Eier und Kartoffeln) kaufen kann.

    Spa0ig wird es dann auch noch, wenn z.B. Bananen, die zugegebenermaßen hierzulande nun wirklich nicht wachsen, in konventionell, in Bio und in FairTrade angeboten werden. Für welche politische Korrektheit soll man sich denn da entscheiden?

    Alles wirklich nicht einfach… Liebe Grüße, Sus

  3. Christine

    Liebe Sabine,
    ich kann alle deine Argumente nachvollziehen – genau die gleichen Gedanken mache ich mir auch. Aber wenn ich im Supermarkt (!) von Bio-Tomaten aus Spanien und Regionalen Tomaten aus Oberbayern stehe, dann greife ich zu den bayerischen Tomaten. Denn auch wenn ich Grundsätze hinter Bio-Produkten unterstütze und auch viele Bio-Produkte kaufe, bzw. bewusst einkaufe, so finde ich es läuft dem Bio-Gedanken zuwider, wenn die Produkte ebenfalls ewig weit umher gefahren werden (wenngleich der größte CO2-Faktor ja bei der Fahrt vom Supermarkt nach Hause mit dem Auto entsteht…). Denn gerade biologische angebautes Gemüse und Obst, kann eben auch nicht erst reif geerntet werden und dann seine Reise zu uns antreten. Und dann sind wir im Prinzip beim gleichen Spiel wie vorher. Ich bekomme dann leicht rötliche, nach nichts schmeckende Bio-Tomaten aus Spanien. Für mein Gewissen. Für die Umwelt?! Aber sicher nicht für den Geschmack. Diese Erfahrung musste ich leider schon häufiger machen. Und neben ideologischen Gesichtspunkten – die zweifelsohnen sehr wichtig sind – möchte ich eben doch auch schmackhafte Produkte essen.
    Dennoch finde ich deinen Artikel wirklich super, weil du wirklich sehr verschiedene Seiten des Problems betrachtest. Es ist nicht einfach, heutzutage!

  4. Anette

    Liebe Sabine, liebe andere Kommentatorinnen,
    tja, die Probleme sind vielfältig beim „richtigen“ Einkaufen und Genießen. Und ich weiß auch nicht, ob der Weg, den ich gehe, immer der richtige (oder allgemein richtige) ist. Im konventionellen Supermarkt, auf den ich oft zurückgeworfen bin, greife ich häufig lieber zur regionalen Ware – nicht nur, wie Christine schreibt, wegen der blässlichen Bio-Tomaten aus Spanien, sondern auch, weil viele Normalo-Supermärkte ja dazu übergegangen sind, Bioware grundsätzlich nur eingeschweißt anzubieten, um den Unterschied kenntlich zu machen. Was man da teilweise an Plastik heimschleppt, um Bio-Gemüse und -Obst essen zu können, geht auf keine Kuhhaut.
    Interessant finde ich aber auch, dass es einige Regional-Labels gibt (ich denke da an „Unser Land“, beim Rewe in München vor allem), die von der Aufmachung sehr auf Bio machen, dann aber übelste konventionelle Ware dahinter verstecken, inkl. Eier aus Bodenhaltung. Da muss man konzentriert einkaufen!
    So, jetzt hab auch ich meinen Senf dazu gegeben und wünsche Euch ein wunderbares Bio-Regional-Wochenende!
    Anette

  5. Sabine Schlimm Artikel Autor

    Liebe alle, vielen Dank Euch für die Kommentare und Ergänzungen. Ich merke daran immer wieder, dass man bei einem so komplexen Thema immer nur über viel Austausch und Ausprobieren tastend seinen Weg finden kann. Aber das scheint ja vielen so zu gehen, lese ich hier heraus!
    @Chawwa: Hast Du denn das Gefühl, dass Lebensmittel im Vergleich zu früher mehr kosten? Oder sind sie stärker als früher mit moralisch-ethischen Überlegungen befrachtet?
    @Sus: Danke für das Beispiel mit dem Bio-Apfel-Automaten! Großartig. Ja, eigentlich müsste man in jedem einzelnen Einzelfall abwägen. Aber ehrlich gesagt: Dann käme ich vermutlich gar nicht mehr zum Essen, und zum Kochen schon gar nicht.
    @Christine: Danke für das Lob! :-) Und für den Aspekt mit dem Geschmack. Ja, da hatte ich mich oben drumherumgemogelt, indem ich als Beispiel Nüsse aus China gewählt habe. Du hast recht. Wobei es in der Saison bei uns in der Regel auch die Bioware aus regionalem Anbau gibt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich hier im Bio-Einkaufsparadies wohne – ein Luxus, den wirklich nicht alle haben.
    @Anette: Das mit dem eingeschweißten Gemüse im konventionellen Supermarkt finde ich auch den Hammer! Ich glaube auch, da verschwinden dann die ökologischen Vorteile von Bio ins Nirwana. Danke für die Ergänzung – den Aspekt hatte ich gar nicht mehr auf dem Zettel.

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  7. ninive

    Eine schwierige Materie- für die die sich Gedanken machen. Ich lebe ja in einer Art Schlaraffenland, landwirtschaftlich genutzte Gegend die zugleich Trinkwasserschutzgebiet ist, was einen sehr restriktiven Einsatz von sowohl Düngung wie Spritzen bedingt. Außerdem sind viele Nebenerwerbslandwirte- denen die Qualität ihrer Produkte wichtiger ist als der Ertrag, schließlich essen sie und die ganze Familie das Zeug auch. Und sehr viele Direktvermarkter- die leben ja davon dass sie quasi „zum Anfassen“ sind. Eier von persönlich bekannten Hühnern, meinem Rindfleisch kann ich zuwinken solange es noch auf der Weide steht… das ist schon ein ziemlicher Luxus und für mich, hier, in dieser Lage geht eindeutig regional vor Bio. Und ich bin mir bewußt dass ich in einer Luxus-Situation lebe- wäre ich noch in der Großstadt würde ich sicher andere Überlegungen anstellen.
    Grüßle
    Ninive

  8. Chawwa

    Die Frage aller Fragen: Waren Lebensmittel früher billiger als heute? Waren sie „natürlich“ produziert? Mein Gefühl sagt ja, mein Verstand njein. In der Erinnerung ist ab einem bestimmten Alter vieles besser. Billiger sowieso. Ich sage nur: ein Brötchen kostete in meiner Kinderzeit 5 Pfennige (ein Ei übrigens auch). Aber ich erinnere mich, dass das als teuer empfunden wurde, weswegen es dem luxuriösen Sonntagsfrühstück vorbehalten war, natürlich vom Bäcker geliefert. Aber es gab auch schon „Lebensmittelskandale“. In der Nachkriegszeit erfreute sich eine Bäckerei in meiner Heimatstadt großen Zulaufs, weil es dort ein Maisbrot zu kaufen gab, das nicht so nass (und schwer) war wie anderswo. Ich liebte dieses trockene mürbe Brot auch! Bis der Bäcker verhaftet wurde, weil man festgestellt hatte, dass er dem Maismehl Sägespäne beigemischt hatte! Übrigens erinnere ich mich, dass die Erwachsenen ihn lieber wieder in Freiheit backen gesehen hätten, das Mais-/Holzbrot hatte einfach einen guten Ruf. Da noch nicht so viele Lebensmittel industriell gefertigt wurden, waren Verstöße gegen Lebensmittelgesetze regional begrenzt. Aber es gab auch damals schon Menschen, die an der Lebensmittelproduktion einfach nur verdienen wollten. Heute, mit Massentierhaltung und landwirtschaftlichen Monokulturen, industriell hergestellten vorgefertigten Lebensmitteln und weltweitem Handel, haben Verstöße ungleich größere Auswirkungen. Und: wir wissen mehr über Produktionsbedingungen und ihre Auswirkungen. Gottseidank! Aber das erschwert den täglichen Einkauf , jedenfalls wenn man sich seiner Verantwortung als Verbraucher bewusst ist. Waren also Lebensmittel früher billiger und besser? Zweimal nein. Aber das Einkaufen und Essen macht heute oft weniger Freude.

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    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Hi Daniel, ja, das Modell CSA oder solidarische Landwirtschaft gewinnt ja immer mehr Anhänger. Das ist toll, und das Kartoffelkombinat bewundere ich auch aus der Ferne. Aber mal ehrlich: Es erfordert eben vom Einzelnen ziemlich viel Einsatz, und den dürften hauptsächlich Leute erbringen, denen solche Themen sehr, sehr am Herzen liegen. Wenn ich aber lese, dass soundsoviel Prozent der Deutschen regional unglaublich wichtig finden, dann habe ich den Verdacht, das sind nicht unbedingt die, die Hofanteile kaufen, Gemüse ausbuddeln und die Verteilung organisieren, weil es ihnen so wichtig ist. Sondern die (zugegeben, böses Vorurteil), die im Discounter vor einem Netz Kartoffeln aus konventionellem und einem aus Bio-Anbau stehen. Und die sich wegen der 10 Cent weniger für das konventionelle Netz entscheiden – und nachher, quasi als Feigenblatt, sagen: „War ja aus der Region. Ist eh viel besser.“

  11. Grottenolm

    Bis vor ein paar Jahren stand diese Frage auch bei uns immer im Raum – Bio oder Regional. Wir hatten damals Glück einen Biobauern mit Hofverkauf vor der Tür zu haben. Aber auch der hat im Winter Waren aus aller Welt angeboten. Wir haben uns meistens eher an die saisonale Küche gehalten und zusätzlich sämtliche Balkonkästen bepflanzt. Seit unserem letztem Umzug sind wir richtig saisonal und regional eingestellt – mit dem eigenem Garten. Lieber esse ich im Dezember Postellein, Rapunzeln, Sauerkraut und Tiefgefrohrenes oder eingewecktes eigenes Gemüse und Obst, als Importware. Und auch Zitrone oder Banane sind selbst in den Mittelgebirgen noch möglich. Und der zeitliche Faktor: Im Durschnitt nicht viel mehr, als der normale Wocheneinkauf.

  12. Grottenolm

    Ach ja was ich vergessen habe: Die Auswahl, die ich im Garten habe kann mir kein Supermarkt oder Bioladen bieten: 10 – 15 Sorten Kartoffeln, 5 Sorten Möhren, 8 Sorten Bohen, 20 Sorten Tomaten, bunten – ja ich meine bunten Mais und nicht zu vergessen die alten Schätze: Gartenmelde, Neuseeländerspinat Haferwurzel……… Man kann es gar nicht alles aufzählen. Mein Besuch wundert sich dann z.B. über rosa Kartoffelpüree, gelben Möhren, grüne Tomaten, geringelte Beeten, runde gelbe Gurken oder Rapunzelglockenblumen. Und ich weiß mit was ich den Boden bearbeitet habe. Und die beste Möhre ist immer noch die, die man grade aus der Erde gezogen hat

  13. Pingback: Die Sache mit dem Kohlrabi, oder: Warum Regional eben nicht das bessere Bio ist – Schmeckt nach mehr

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