Palak Paneer (auch ohne Paneer)
Die indische Küche mit ihrem Gewürzreichtum fasziniert mich schon lange, und sie tut es noch mehr, seit ich auf zwei Indienreisen eine Ahnung davon bekommen habe, aus was für unterschiedlichen Regionalküchen „die indische Küche“ eigentlich besteht. Besonders aufschlussreich war in dieser Hinsicht ein kleiner Kochkurs, bei dem ich mir in Kolkata (Kalkutta) von einer Bengalin in ihrer häuslichen Küche ein paar Gerichte zeigen lassen konnte. Leider konnte mir dieser eintägige Kochkurs und das Studium von indischen Kochbüchern trotzdem gerade mal eine Ahnung davon verschaffen, was ich alles über diese Küche nicht weiß. Ich will also nicht behaupten, dass ich hier irgendetwas auch nur annähernd Authentisches fabriziere.
Das vorausgeschickt, möchte ich trotzdem mit Euch ein Gericht teilen, das ich jetzt einfach mal mit seinem indischen Namen bezeichne: Palak Paneer. Bestimmt kennt Ihr es aus indischen Restaurants, denn da steht es hierzulande eigentlich immer auf der Karte. Es handelt sich dabei um den typisch indischen sehr jungen, etwas krümeligen Käse Paneer (oder Panir), der in einer Spinatsauce serviert wird.
Lustigerweise habe ich zwar in meiner Küche schon viel mit indischen Gerichten experimentiert, aber an Palak Paneer habe ich mich nie herangetraut – und das, obwohl ich es so gerne mag, dass ich es im Restaurant fast immer bestelle (und schwören könnte, dass dieses Gericht quasi als Seismograph für die Qualität der jeweiligen Küche herhalten kann: Kriegen sie Palak Paneer gut hin, dann ist auch meist der Rest gut).
Das liegt natürlich zum Teil am Paneer-Beschaffungsproblem. Ja, ich weiß, dass man diesen Käse auch ziemlich leicht selbst herstellen kann: unter anderem hier und hier und hier gibt es Anleitungen dazu. Und irgendwie hatte ich das auch vage vor. Ungefähr genauso konkret wie „mal selbst Blätterteig machen“ oder „endlich mal wieder mein Französisch aufpolieren“. Ihr kennt das. Jedenfalls brauchte es einen Überraschungsfund im Asienladen, um mein Lieblingsgericht Palak Paneer in greifbare Selbstkochnähe zu rücken: einen Block Paneer im Kühlregal. Gesehen, gekauft.
Fehlte noch das Rezept. Inzwischen habe ich relativ konkrete Vorstellungen, wie für mich ein gutes Palak Paneer zu sein hat: cremig, aber nicht zur Konsistenz von Babybrei püriert. Mit Gewürzen, die sich eher ein bisschen im Hintergrund halten und den Spinat nicht völlig untergehen lassen. Ohne Tomaten, bitte schön. (Ja, ich weiß, es gibt viele, die sie als traditionelle Zutat sehen oder wegen der Farbe für unverzichtbar halten, aber für mich hat ihre Säure in dem Gericht nichts verloren.) Wer solche fest gefügten Vorstellungen hat, muss sich sein Rezept selbst basteln. Und genau das habe ich gemacht. Im Laufe der dazu notwendigen Kochversuche hat sich übrigens noch eine weitere Vorstellung konkretisiert: Ich finde es gut, wenn der Paneer angebraten wird und ganz zum Schluss zum Spinat kommt. Denn durch das Anbraten wird er schön knusprig und schmeckt einfach viel besser.
Hier kommt also mein Rezept. Und weil ich mir die ganze Zeit das Hirn zermartert habe, wie ich es Euch schmackhaft machen soll, wenn Ihr so wie ich seid und keine Ambitionen habt, Paneer selbst zu machen, ihn andererseits aber auch nicht so einfach im Asienladen findet – deshalb also habe ich extra noch eine Variante ohne Paneer, dafür mit pochiertem Ei gemacht. Und das schmeckt wirklich auch fein! Es wird natürlich ein ganz anderes Gericht, aber allein wegen der Spinatkomponente lohnt es sich schon, dieses Rezept auszuprobieren. Ich hoffe, das tut Ihr, denn von dem Ergebnis dieser Versuchsreihe bin ich sehr angetan. Ab jetzt wird Palak mit und ohne Paneer definitiv ins Selbstkochrepertoire aufgenommen. Ich frage mich, warum erst jetzt.
Dieses Rezept reiche ich noch schnell zur kulinarischen Weltreise bei der Tomateninsel ein.
Habt Ihr auch so Lieblingsrezepte, an die Ihr Euch selbst ewig nicht rangetraut habt?
- 900 g frischer Spinat (oder 450 g TK-Blattspinat)
- 1 große Zwiebel oder 2 kleine (ca. 150 g)
- 4 Knoblauchzehen
- 30 g frischer Ingwer
- 1–3 grüne Chilischoten (je nach Größe und Schärfe der Schoten und Schärfetoleranz der Mitessenden)
- 1 EL Ghee oder Pflanzenöl
- 1 TL ganze Kreuzkümmelsamen (Cumin)
- ½ TL gemahlene Kurkuma
- 1½ TL gemahlener Koriander
- Salz
- 200 g Paneer (indischer Käse; siehe Tipp unten)
- 1 EL Pflanzenöl
- 100 ml Sahne
- 1 TL Garam Masala
- Frischen Spinat verlesen, von Wurzeln und groben Stängeln befreien, gründlich waschen, trocken schleudern und in grobe Streifen schneiden.
- Zwiebel, Knoblauch und Ingwer schälen, grob hacken und im Mixer oder mit dem Pürierstab zur Paste pürieren. Die Chili(s) längs halbieren, Stielansatz und Kerne entfernen, die Chilihälften waschen und in feine Streifen schneiden.
- In einem weiten Topf oder einer Pfanne mit hohem Rand (oder dem Wok) das Ghee oder Öl erhitzen. Kreuzkümmel, Kurkuma und Koriander zugeben und 2 Min. bei mittlerer Hitze anbraten. Die Zwiebel-Knoblauch-Ingwer-Paste zufügen und alles unter gelegentlichem Rühren (ansonsten mit aufgelegtem Deckel) ca. 10 Min. bei schwacher bis mittlerer Hitze dünsten.
- Chilis und Spinat zugeben (auch TK-Spinat an dieser Stelle unaufgetaut reintun) und salzen. Die Hitze etwas heraufschalten, den Deckel wieder auflegen und den Spinat zusammenfallen (oder auftauen) lassen. Alles umrühren und ca. 5 Min. köcheln lassen.
- In der Zwischenzeit den Paneer in handliche (oder "mundliche") Würfel schneiden. Das Öl in einer zweiten Pfanne erhitzen und den Käse darin unter häufigem Wenden bei mittlerer Hitze von allen Seiten schön goldbraun braten. Das dauert 3–5 Min. und spritzt ziemlich – ein Spritzschutz ist daher eine gute Idee!
- Die Sahne unter den Spinat rühren. Den Pürierstab einmal kurz in die Mischung halten, sodass der Spinat gerade eben anpüriert, aber noch kein Brei ist. Das Garam Masala dazugeben, den Spinat mit Salz abschmecken und alles noch 1 Min. köcheln lassen. Zuletzt die Paneerwürfel zugeben und den Spinat zu Reis servieren.
Variante mit pochiertem Ei:
Einfach statt des Paneers pro Person 1 Ei verwenden. Zu dem Zeitpunkt, an dem im Rezept der Paneer angebraten wird, in einem kleinen Topf Wasser mit einem kleinen Schuss Essig zum Kochen bringen. Ein Ei nach dem anderen in eine Suppenkelle aufschlagen und in das sprudelnde Wasser gleiten lassen. Die Eier in 4 Min. wachsweich kochen, mit einer Schaumkelle herausnehmen und auf dem fertigen Spinat servieren.
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Nach deiner begeisterten Beschreibung muß ich das doch mal versuchen, bisher hab ich mir bei den seltenen Besuchen im indischen Restaurant immer andere Sachen ausgesucht.
Die kulinarische Weltreise mit der Tomateninsel ist diesen Monat in Indien….
Danke für den Hinweis auf die Blogparade der Tomateninsel, Ninive! Meist ist es ja schwierig, sich in indischen Restaurants zu entscheiden – so viele gute Sachen! Aber probier Palak Paneer mal aus.
Guten Morgen,
jetzt weiss ich, was ich bei meinem nächsten Besuch in einem indischen Restaurant esse. Von dem Gericht gehört/gelesen hatte ich auch schon, es aber noch nie gegessen. Und dann werde ich die Eigenherstellung von Paneer wohl genau wie du auf die irgendwann-to-cook-liste setzen.
Grüsse,
Sarah
Ja, unbedingt probieren, Sarah!
Ahem. Ich finde ja Paneer machen leichter als Eier pochieren :-)
Oh, ich habe ja gerade erst gesehen, dass Du auch ein Paneer-Rezept im Blog hast. Ich hab’s oben verlinkt. Und wenn Du das sagst, dass es so einfach ist … dann probiere ich es vielleicht wirklich bald mal. Eier pochieren finde ich dagegen total leicht (und vor allem schnell – ich glaube, was mich an Paneer abschreckt, ist vor allem der Zeitfaktor. Da muss man so organisiert sein). Ich hatte sehr, sehr frische; bei denen fließt auch das Eiweiß nicht so auseinander. Also kann eigentlich beim Pochieren nichts schiefgehen.
Oooooh ich liiiiebe Palak Paneer!
Danke für das Rezept. Das muss ich unbedingt mal ausprobieren.
Mach das – es lohnt sich!
Gesagt, getan.
Ich habs gemacht und zwar mit Hühnchen statt mit Paneer. Und es war sooo lecker, dass wir am Folgetag gleich noch Nachschub machen mussten, damit wir für unter der Woche noch Reste übrig haben ;)
Was mich am meisten beeindruckt hat ist wie schnell das ganze geht, wenn man nicht gerade ein kg frischen Spinat waschen und putzen muss. Der zweite Anlauf mit TK Spinat war in weniger als einer halben Stunde fertig.
Vielen Dank für das tolle Rezept. Ein Keeper!
Oh, vielen Dank für die Rückmeldung! Das ist wirklich toll, dass euch das Gericht gut geschmeckt hat – ich finde ja auch, dass es eine der besten Verwendungen für Spinat ist. :-))
Vielen Dank für dieses Rezept. Da ich bisher noch nie Paneer gegessen habe und auch nicht wüßte, wie ich ihn am besten zubereiten sollte, habe ich nun endlich ein Rezept gefunden. Danke!
Na ja, bei Paneer steht ja vor dem Zubereitungs- erst mal ein Beschaffungsproblem. Ich hoffe, Du hast eine gute Quelle – dann ist das nämlich sehr lecker!
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Leckeres Rezept. Aber wann kommen die Chilis rein?
So was! Da hab ich das Gericht doch tatsächlich selbst jahrelang nach meinem eigenen Rezept gekocht, und nie ist mir das Fehlen der Chilis aufgefallen! Sie kommen mit dem Spinat dazu; ich habe es ergänzt. Entschuldigung und danke für den Hinweis!