Marinade und Grillsauce auf Marokkanisch: Chermoula
Wir sind keine besonders großen Grillhelden. Was vermutlich auch daran liegt, dass unser Balkon winzig ist und sich zum Grillen daher nicht eignet – wir oder der Grill, das wären im Großen und Ganzen die Optionen. Wenn uns daher nach Zündeln und Brutzeln und Holzkohleduft ist, dann packen wir unseren ganzen Kram zusammen und ziehen Richtung Elbe, um uns dort auf Wiesen oder am Strand niederzulassen. Was wunderschön ist, vor allem, wenn größere und kleinere Schiffe in der Abendsonne an uns vorüberfahren. Aber das Packen und Schleppen sorgt halt dafür, dass solche Aktionen schöne Ausnahme bleiben.
Was wäre wohl, wenn Grillen bei uns im Sommer der Normalfall wäre? Käme ich dann auch in Versuchung, schnell im Supermarkt vormariniertes Fleisch mitzunehmen? Ehrlich: Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich glaube, ich will es mir nicht vorstellen. Denn die undefinierbaren Fleischstücke in undefinierbarer Pampe, die ich im Sommer überall in den Fleischtheken sehe, verderben mir schon beim Gucken den Appetit. Unwillkürlich frage ich mich, welche Qualität das Fleisch hat, wie frisch es ist, und ob derjenige, der es eingelegt hat, wohl den gleichen Würzgeschmack hat wie ich.
Viel braucht es zum Selbstmarinieren ja wirklich nicht: ein bisschen Öl, ein bisschen Würze, ein bisschen Zeit. Nichts, was man anderen überlassen müsste. Und genau deshalb wird heute wieder in etlichen Blogs unter dem gemeinsamen Motto „Wir retten, was zu retten ist“ gezeigt, wie einfach Marinaden und Grillsaucen herzustellen sind. Retten wir sie also aus den Fängen der Fertig- und Halbfertigindustrie!
Ich habe für diese Rettungsaktion eine Marinade ausgesucht, die sowohl zu Fleisch als auch zu Fisch passt – und die gleich noch als Sauce oder Dip zum fertig Gegrillten dienen kann. Chermoula heißt die Alleskönnerin, und sie stammt aus Nordafrika. Vor allem in Marokko spielt die Mischung aus frischen Kräutern (Koriander und Petersilie), Knoblauch, Gewürzen und Zitrone eine wichtige Rolle. Vor allem beim Grillen. Man könnte auch sagen: Chermoula ist die nordafrikanische Cousine des südamerikanischen Chimichurri, und eine Neigung zum Holzkohlengrill haben sie beide.
Ich habe als Basis ein Rezept von Kay-Henner Menge aus dem Büchlein Grillen – heiß auf Fleisch (GU Just cooking, nicht mehr im Handel) verwendet (darin versteckt es sich im Rezept für „Marokkanische Makrelen“, die übrigens überaus köstlich sind). Allerdings habe ich die Menge verdoppelt, die Knoblauchmenge etwas reduziert (aus sozialen, nicht kulinarischen Gründen) und Salzzitronen verwendet, die tatsächlich auch in vielen klassischen Chermoula-Rezepten vorkommen.
Das Ergebnis ist köstlich: leicht scharf, säuerlich und kräuterfrisch und orientalisch würzig. Probiert es aus, solange die Grillsaison anhält!
Was habe ich mit der Sauce nun gemacht? Ich hätte das Entrecôte, das auf dem Grill landete, darin eine Stunde marinieren können – habe ich aber nicht; das Fleisch kam au naturel auf den Grill, und die Chermoula hat es später als Saucenbeilage gewürzt. Einen Teil der Chermoula habe ich, ehrlich gesagt, pur mit Brot aufgedippt.
Und die Reste habe ich zwei Tage später in die Buchweizen-Feta-Füllung für gefüllte Rondini gegeben und dabei (wenig überraschend) festgestellt: Chermoula braucht weder Fleisch noch Fisch, sondern macht sich auch in reinen Gemüsegerichten hervorragend.
- 1 TL Koriandersamen
- 1 TL Kreuzkümmelsamen (Cumin)
- 24 Safranfäden (bei mir: ½ TL Safranfäden, können 24, aber auch 30 gewesen sein)
- 2 TL edelsüßes Paprikapulver
- ½ TL Piment d'Espelette (oder rosenscharfes Paprikapulver)
- 3 Knoblauchzehen
- 2 Salzzitronen-Viertel + 2 EL von der Salzzitronenflüssigkeit
- je 1 dickes Bund Koriandergrün und glatte Petersilie
- 4 EL Olivenöl
- 2 EL Zitronensaft
- Salz
- Koriander und Kreuzkümmel in einer Pfanne ohne Fett anrösten, bis die Samen duften, und mit den Safranfäden im Mörser fein zerreiben. Paprikapulver und Piment d'Espelette untermischen. Falls der Mörser groß genug ist, die folgenden Zutaten einfach dazugeben; sonst die Gewürzmischung in eine Schüssel umfüllen und die Sauce dort anrühren.
- Den Knoblauch schälen und durch die Presse zu den Gewürze drücken (oder sehr fein hacken und zugeben). Die Salzzitronen-Viertel etwas kleiner schneiden und ebenfalls durch die Knoblauchpresse geben (Achtung, vorsichtig drücken, sonst spritzt es!). Das Fruchtfleisch zu entfernen ist nicht notwendig; man kann es mitessen. Die Salzzitronenflüssigkeit unterrühren.
- Die Kräuter fein hacken und mit dem Öl untermischen (im Mörser ruhig alles noch ein bisschen zerstampfen oder zerreiben, damit die Sauce homogener wird). Die Chermoula mit Zitronensaft und Salz abschmecken.
Und wer von euch vorhat, diesen Sommer noch häufiger zu grillen, und deshalb Anregung für Marinaden und Saucen sucht, bekommt sie in den folgenden Blogs:
Lecker macht Laune: Senfmarinade
From Snuggs Kitchen: Orientalische Marinade
Cuisine Violette: Aprikosen-Ketchup
Greenway36: Aprikosen-Paprika-Sauce
Katha kocht! Tomate-Senf Marinade mit Rosmarin
1x umrühren bitte aka kochtopf: Orangen-Senf-Chili-Marinade
Prostmahlzeit: Tkemali – Georgische Kriecherlsauce
Barbaras Spielwiese: Klassische BBQ-Sauce
Küchenliebelei: Honig-Chili-Marinade
Fliederbaum: Mango-Nektarinen-Minz-Sauce
Maria – das Mädel vom Land: Hummus
our food creations: Ananas-Curry-Ketchup & Sweet-Chili-Sauce & Zitronen-Ajoli
- Eistee mit Blütenduft
- Saure-Bohnen-Zeit
Pingback: Grundrezept: Senfmarinade – mal wieder auf Rettungsmission ;) | lecker macht laune
Hmmm, das hört sich ja schrecklich lecker an. Nur schade, dass ich hier fast keinen frischen Koriander bekomme, sonst würde ich die Sauce direkt nachmachen.
LG Andrea
Dann probier sie doch einfach mal nur mit Petersilie – ich bin mir sicher, das schmeckt auch! Es gibt ja ohnehin Tausende von Rezepten für Chermoula …
Neee, nur mit Petersilie ist langweilig – ich liebe Koriander und das ist es ja, was ich an diesem Rezept so klasse finde. Ich habe auch schon versucht Koriander im Garten zu ziehen, hatte aber leider keinen Erfolg damit. Ich muss mich wohl demnächst im türkischen Supermarkt damit eindecken und den Koriander dann portionsweise einfrieren.
LG Andrea
Der Anblick marinierten Fleischs in Theken oder abgepackt lässt mich auch jedes Mal erschaudern!
Deine Chermoula steht hier (auch als Chimichuri) oft auf dem Tisch und ja, es braucht weder Fisch noch Fleisch dazu, auch zu Falafael macht sie eine gute Figur. :-)
Liebe Grüße,
Eva
An echtes Chimichurri muss ich mich jetzt auch mal rantasten. Meiner Recherche nach muss diese Sauce zwei Wochen durchziehen – machst Du das auch so?
Wie köstlich, solche Saucen mag ich total gern. Das Rezept nehme ich mir sehr gern mit.
Hab noch einen schönen Tag & liebe Grüße
Tanja
Ja, Kräutersaucen sind toll, oder? Danke Dir für die netten Worte!
Das Fleisch pur und dann die Sauce dazu wäre auch meine erste Wahl gewesen – und die Sauce sieht wirklich unglaublich lecker aus. Genau mein Geschmack. Die wird unbedingt noch in dieser Saison ausprobiert! :)
Danke! :-) Freut mich, wenn sie dir gefällt. Und irgendwie muss man die Zeit ja nutzen, in der es frische Kräuter im Übermaß gibt!
Chermoula habe ich tatsächlich bisher weder gegessen, noch selbst zubereitet, dass muss ich unbedingt ändern! Danke für dieses schöne Rezept.
Ja, probier mal. Ich finde, das lohnt sich unbedingt.
so, nun hab ich sie probiert – und bin begeistert
schau mal hier:
http://bonjouralsace.blogspot.fr/2015/08/la-chermoula-die-wunderbare.html
Das erste Foto ist toll. Grillen mit Aussicht auf Kreuzfahrtschiffe hat schon was. Und das Fleisch, mir läuft das Wasser im Munde zusammen!
Ja, die Aussicht ist toll! Man darf nur nicht daran denken, was sich da für ein Feinstaub über das gute Steak legt … Aber das verdränge ich in solchen stimmungsvollen Augenblicken auch lieber.
Das ist ja mal wirklich praktisch – eine für alles! Marinade und auch Sauce hinterher…
Sieht wirklich sehr gut aus, da würde ich gerne mal probieren :D
Danke! :-)
Oh ja, mit viel Koriander! Die Sauce muss einfach gut schmecken.
Das erste Foto ist übrigens sehr genial und schaut so sehr nach Urlaub aus!
Diese Kräuter! Dieses Steak! Der Strand! Und dann auch noch Salzzitronen, die ich schon so lange mal machen möchte. Ich komme aus der Begeisterung gar nicht mehr raus. Hach, hach! Danke für diesen tollen Beitrag!
Liebe Grüße,
Marie-Louise aus der Küchenliebelei
erst dachte ich, du bist am Strand irgendwo in Marokko beim Grillen….
das Rezept klingt sehr gut, mit viel gutem Koriander!! ist vorgemerkt
lg
Hihi, nee, Hamburg … Aber Grillen in Marokko wäre natürlich auch toll!
Chermoula – wieder was gelernt! Der Name war mir gar nicht bewusst, wobei ich sowieso alles mag, wo Koriander drin ist. Die Zutaten (außer die Salzzitrone, irgendwie werde ich damit nicht warm…) lesen sich fantastisch. Und mit dem Grillplatz habt Ihr auch einen Volltreffer – mit Blick auf solche Schiffe kriege ich sofort Fernweh… Und Lust auf Grillen. Toll. :-)
Statt der Salzzitronen funktioniert es natürlich auch einfach mit Zitronensaft und evtl. abgeriebener Zitronenschale. Aber für mich als bekennenden Salzzitronenfan müssen natürlich die eingelegten rein …
Bis auf die Salzzitronen klingt es wirklich lecker :) Vielleicht baue ich das einfach in leicht abgewandelter Form nach :) Danke für das Rezept!
Huch, Du auch? Also mit Abneigung gegen Salzzitronen? Lustig, normalerweise haben viel mehr Leute ein Problem mit dem Koriander. Aber klar, abgewandelt geht’s natürlich auch.
„Kräuterfrisch“ – mit solchen Adjektiven hast du mich :-)
Hihi, ich könnte auch im Moment grüne Saucen in Serie herstellen. :-)
Ich bin leider gar kein Freund des Koriander, aber vielleicht kann ich den ja auch durch Petersilie ersetzen (so mache ich es meist) der Rest der Mischung klingt nämlich absolut lecker! Ich werde das mal testen…
Liebe Grüße
Klar, Koriander durch Petersilie ersetzen ist kein Problem. Probier’s doch mal!
wie schön am Elbestrand zu grillen… Schiffe und Chermoulah bringen die Ferne ganz nah. Klasse! So viel Koriander würde mir zwar weniger behagen, aber die Kräuter kann man ja variieren. Und Salz-Zitrone- ich mag sie, trau meiner aber mit der Haltbarkeit nicht mehr über den Weg. Da heißt es sich was ausdenken.
Meines Erachtens kann bei Salzzitronen haltbarkeitsmäßig nix schiefgehen. Der Salzgehalt sollte dafür sorgen, dass darin nichts wächst, was da nicht hingehört. Aber versuch’s sonst einfach mit Zitronenschale und -saft!
Oh das hört sich aber lecker an. Danke für die tollen Rezepte in deinem Blog. Du hast unseren Speiseplan schon kräftig erweitert.
Sehr schön das marrokanische Gericht. Ich lese hier gerne über deine Rezepte. Die mache ich gerne nach und freue mich auf die neuen Geschmackserlebnisse!
Sabine ein sehr schönes Rezept!
Ich suche mir hier immer wieder gerne deine tollen Rezeptideen heraus.
Klasse Rezept, wir haben heute dei den milden Temperaturen mit unseren Nachbarn gegrillt. Die Soße kam super an! :)