Die Schön-dass-du-wieder-da-bist-Suppe: Kohlrabisuppe mit Kräutern
Suppen sind bei uns so etwas wie eine Liebeserklärung. Jahrelang begannen die gemeinsamen Wochenenden von M. und mir damit, dass einer von uns sechs oder sieben Stunden im Zug saß. Wenn alles glattlief (was allerdings eher die Ausnahme war als die Regel), dann fiel der oder die Reisende Freitag gegen Mitternacht dem oder der Liebsten in die Arme: meist genervt von vollen Zügen und den üblichen Verspätungen; müde, aber noch zu aufgekratzt zum Schlafengehen.
Und hungrig. Vielleicht war es auch nicht wirklich Hunger, sondern eher das Bedürfnis, noch etwas zu essen, das nicht teigig war. Besonders ich hatte nach einem halben Tag mit dem üblichen Brezel-Brötchen-Käsebrot-Proviant oft das Gefühl, dass mir die Krümel zu den Ohren herausstaubten. So entstand bei uns die Tradition der Freitagabendsuppe: Wer daheimgeblieben war, begrüßte den anderen mit Suppe. Oft waren das einfache Gemüsesuppen oder asiatische Brühen mit Nudeln und Kräutern – nichts allzu Schweres, denn schließlich wollten wir danach schlafen gehen, um etwas vom folgenden Samstag zu haben. Der war immerhin in der Regel der einzige ganze Tag, den wir miteinander verbringen konnten.
Die persönliche Suppentradition
Inzwischen wohnen wir zum Glück schon seit Jahren zusammen. Die langen Bahnfahrten sind damit entfallen, aber die Suppentradition ist geblieben. Wann immer einer von uns ein paar Tage weg ist, steht bei der Rückkehr zur Begrüßung eine Suppe auf dem Tisch und sagt: Wie schön, dass du wieder da bist! Ich habe mich auf dich gefreut.
In der vergangenen Woche war M. beruflich unterwegs, und ich konnte ein paar Tage lang über die samstägliche Freitagabendsuppe nachdenken. Es sollte ruhig was Heimisches werden – asiatische Küche hatte M. schließlich jetzt eine ganze Woche lang. Und das Tollste am heimischen Frühsommer (der sich ja immer noch eher wie Vorfrühling anfühlt) sind für mich die Kräuter. Dass der Salat- und Kräuterspezialist auf dem Biomarkt wieder eine ganze Auslage voller Grün hat: Petersilie und Sauerampfer, Mizunasalat und Kerbel, Baby-Rote-Bete-Blätter und Liebstöckel, ja, und sogar handgepflückte Bio-Brennnesseln!
Nicht ganz so echt – aber auch lecker
Dicke Bunde mit Kräutern für Grüne Sauce gab es auch, und da habe ich zugegriffen. Allerdings spreche ich absichtlich nicht von „Frankfurter“, sondern einfach nur von Grüner Sauce, habe ich doch – o Schreck! – nur sechs statt der traditionell sieben Kräuter gezählt. Und eines davon war auch noch – o Graus! – Dill, der nach Auskunft der Grie-Sooß-Puristen in der Mischung gar nichts zu suchen hat. Aber schließlich hatte ich auch keine Grüne Sauce geplant, sondern eine Kräutersuppe. Für die ich als Basis Kohlrabi genommen habe, der im Moment so zart schmeckt, dass er die Kräuter in der Hauptrolle glänzen lässt.
Also: Gekocht habe ich Kohlrabisuppe. Die Kräuter habe ich mit Schmand püriert und erst ganz zum Schluss in die Suppe gerührt, damit sich ihr Aroma nicht verflüchtigt. Da das Kräuterbund ziemlich dick war, habe ich ziemlich viel Kräuterschmand gemacht, der zur Hälfte noch im Kühlschrank steht. Morgen gibt’s ihn zu Pellkartoffeln und Ei, ganz wie die echte Grie Sooß. Und zum Schluss ist dann doch noch eine asiatische Note ins Spiel gekommen: gebratene Tempehscheiben als goldgelbe Einlage. Und was soll ich sagen? Das hat mit dem milden, etwas nussig-bohnigen Geschmack richtig gut gepasst. Alles in allem war es die perfekte Begrüßungssuppe für einen Asien-Heimkehrer. Der sich trotz Jetlag gefreut hat.
Rezept: Kohlrabisuppe mit Kräutern
Für zwei Personen, die gerne je zwei Portionen essen:
Für die Kohlrabisuppe
300 g Kartoffeln
2 große Kohlrabiknollen
1 Zwiebel
1 EL Butter
750 ml Gemüsebrühe (selbst gekocht oder Instant)
Salz, Pfeffer
Für den Kräuterschmand:
1 dickes Bund gemischte Kräuter für Frankfurter Grüne Sauce (bei mir: viel Sauerampfer, Petersilie, Dill, Kerbel, Pimpinelle, Schnittlauch und ein bisschen Zitronenmelisse vom eigenen Balkon, um auf sieben Kräuter zu kommen)
400 g Schmand
Salz, Pfeffer
Für die Einlage:
1 dünne Frühlingszwiebel (zum Bestreuen; ich hatte zufällig eine ausgetriebene rote Zwiebel, deren junge Triebe ich fein geschnitten habe)
100 g Tempeh
2 EL Öl
Für die Kohlrabisuppe die Kartoffeln und die Kohlrabiknollen schälen und in grobe Würfel schneiden. Die Zwiebel fein würfeln und in der Butter ca. 5 Min. bei kleiner Hitze anschwitzen. Das Gemüse zugeben, mit der Brühe aufgießen und alles aufkochen lassen. Herunterschalten und die Mischung bei kleinster Hitze ca. 20 Min. köcheln lassen.
In der Zwischenzeit die Kräuter für den Kräuterschmand anschauen: Sind sie sehr sandig, dann waschen und gut trocken schütteln. (Ich habe sie ungewaschen verwendet.) Die Kräuter gut verlesen, die Blättchen von den Stängeln zupfen und alles grob hacken. Die gehackten Kräuter mit dem Schmand mit einem Pürierstab pürieren und die Mischung mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die fertige Suppe ebenfalls mit dem Pürierstab pürieren, salzen und pfeffern.
Für die Einlage die Frühlingszwiebel (falls verwendet) putzen, waschen und in dünne Ringe schneiden. Das Tempeh in mundgerechte Stücke schneiden (meins hatte eine wurstartige Form, von der ich dünne Scheiben abgeschnitten und die geviertelt habe). Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Tempehstücke darin bei mittlerer bis hoher Hitze in 3–4 Min. pro Seite goldgelb braten.
Die Suppe auf Schalen verteilen, den Kräuterschmand hineinrühren und die Tempehstücke obenauf geben. Wer mag, streut Frühlingszwiebel darüber.
Zubereitungszeit: ca. 40 Minuten
- Mayonnaise ohne Ei (und ohne Glas, aber ungefähr genauso bequem)
- Stressessen auf Japanisch: Reis mit Misosauce und Spinat
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Sieht unheimlich lecker aus dieses Rezept, werde ich ich ganz sicher einmal ausprobieren :)