Wenn Kochen keinen Spaß macht: The I Hate to Cook Book

Ich glaube, kein Mensch steht wirklich jeden einzelnen Tag gleich enthusiastisch in der Küche. Jeder hat doch Momente, in denen er oder sie lieber mal etwas anderes tut, als zu schnippeln, zu brutzeln und abzuschmecken. Mir geht es definitiv so. Auch wenn Kochen und das Nachdenken, Reden und Schreiben darüber eine sehr große Rolle in meinem beruflichen und privaten Leben spielen (was ich wirklich toll finde!), gibt es doch Momente, in denen ich zwar Hunger, aber keinerlei Lust habe, den Herd einzuschalten.

Nun gibt es auch Menschen, denen Kochen nie oder fast nie Spaß macht. Diese Abneigung ist natürlich genauso legitim wie die gegen Sport, Taubenzucht oder Makramee, aber die Verweigerung lässt sich auf diesem Gebiet deutlich schlechter durchhalten. Wer selbst essen möchte oder eine Familie zu ernähren hat und dazu nicht genug Geld, um permanent essen zu gehen oder Pizza zu bestellen, der muss wohl oder übel kochen. Kein Wunder, dass die Tüten- und Packungsindustrie genau an dieser Stelle mit so viel Erfolg ansetzt!

I Hate to Cook Book: Cover deutsche und englische Ausgabe

Wer vor fünfzig Jahren das Kochen hasste, dazu aber zufällig Hausfrau war, hatte noch schlechtere Karten, der täglichen Routine am Herd zu entkommen. Gekocht werden musste, basta. Tagein, tagaus, bis ans Lebensende. Trübe Aussichten ‒ bis Peg Bracken 1960 in den USA  das I Hate to Cook Book veröffentlichte (auf Deutsch erschien es 1968 in der Übersetzung von Heide Grote als Lerne kochen, ohne zu klagen ‒ ein Titel, der am Kern meilenweit vorbei geht). Das Buch wird eingeleitet mit den Worten:

Some women, it is said, like to cook.

This book is not for them.

This book is for those of us who hate to, who have learned, through hard experience, that some activities become no less painful through repetition: childbearing, paying taxes, cooking. This book is for those of us who want to fold our big dishwater hands around a dry Martini instead of a wet flounder, come the end of a long day.

 

Es soll Frauen geben, die gerne kochen.

Dies Buch ist nicht für sie.

Dies Buch ist für diejenigen von uns, die es nicht gerne tun, die durch bittere Erfahrung lernen mußten, daß gewisse Dinge, wie Kinderkriegen, Steuernzahlen und Kochen, durch Wiederholung nicht etwa leichter werden. Dies Buch ist denjenigen zugedacht, die am Ende eines langen Tages ihre großen Abwaschhände um einen Dry Martini statt um eine nasse Flunder falten wollen. [ref] Deutsche Version jeweils der deutschen Ausgabe in der Übersetzung von Heide Grote entnommen.[/ref]

The I Hate to Cook Book ist eigentlich ein Selbsthilfebuch. Die Autorin (Kochhasserin und Kochenmüsserin) und ein paar Freundinnen (Kochhasserinnen und Kochenmüsserinnen) hatten sich zusammengesetzt und die Rezepte ausgetauscht, die sich in ihren Küchen bewährt hatten: weil sie minimalen Aufwand bedeuteten, weil sie Gatten und Kinder zufriedenstellten, weil sie mit ein bisschen Übung im Schlaf zubereitet werden konnten. Das resultierende Buch verkaufte sich über 3 Millionen Mal.

Auch bei meiner Mutter ‒ eigentlich keine Kochhasserin ‒ stand es im Kochbuchregal, und es war eines der ersten Kochbücher, die ich abends im Bett begeistert las. Nicht wegen der Rezepte, definitiv nicht! Über die Jahre blieb mir von den eher seltsamen Kreationen im Gedächtnis, dass immer irgendwelche Fleischstücke in einer Auflaufform mit konzentrierter Tomaten-, Champignons- oder Hühnernudelsuppe (gerne auch mit allen dreien) aus der Dose übergossen, manchmal mit Champignons oder Erbsen aus der Dose kombiniert und mehrere Stunden im Ofen gebacken wurden.

Als ich mir kürzlich das Buch (gleich in der englischen und deutschen Ausgabe) selbst zulegte, stellte ich beim Blick hinein fest: Jep, stimmt. So gut wie alle Gerichte machen ausgiebig Gebrauch von den Segnungen der Convenience-Industrie. Dabei kommen dann solche Köstlichkeiten heraus wie

Chinesischer Thunfisch

1 Büchse konzentrierte Selleriecremesuppe
1/3 Tasse Milch
grüne Paprikaschoten
Sellerie
1 Büchse Chow-Mein-Nudeln
1 Dose Thunfisch

Verdünnen Sie die Suppe mit der Milch, geben den Thunfisch dazu und ein bißchen kleingeschnittene Paprikaschote und Sellerie, wenn Sie sie haben, erhitzen Sie alles und bringen es zusammen mit den Nudeln auf den Tisch. Ein bißchen Sojasauce dazu ist gut, aber nicht unbedingt erforderlich.

Hmmm, lecker! An solchen Rezepten kann man, glaube ich, ganz gut ablesen, dass der Erfolg des Buches vermutlich weniger daran lag, dass die Rezepte getreulich nachgekocht und für schmackhaft befunden worden wären. Wie auch? Zumindest in Deutschland dürften konzentrierte Selleriecremesuppe oder Chow-Mein-Nudeln aus der Dose vermutlich eher schwierig zu beschaffen gewesen sein. Nein, der Reiz von Peg Brackens Klassiker liegt in den Texten. Nicht umsonst war die Autorin Werbetexterin. Sie schafft es, einen wunderbar trockenen, selbstironischen Ton anzuschlagen, der dafür sorgt, dass mir manche ihrer Ratschläge über Jahrzehnte im Kopf geblieben sind. Zum Beispiel dieser:

Now, you noticed that chopped parsley in the Stroganoff we just passed? This is very important. You will notice a certain dependence, in this book, on PARSLEY […], and PARMESAN […], and PAPRIKA […].

The reason for these little garnishes is that even though you hate to cook, you don’t always want this fact to show, as it so often does with a plateful of nude food. So you put light things on dark things (like Parmesan on spinach) and dark things on light things (like parsley on sole) and sprinkle paprika on practically everything within reach. Sometimes you end up with a dinner in which everything seems to be sprinkled with something, which gives a certain earnest look to the whole performance, but it still shows you’re trying.

 

Haben Sie auf die Petersilie in dem Stroganoff, das wir gerade hatten, geachtet? Dies ist sehr wichtig. Sie werden in diesem Buch eine gewisse Abhängigkeit von Petersilie, Parmesan und Paprika bemerken. […]

Der Grund für diese kleinen Dekorationen ist, daß, obwohl Sie nicht gern kochen, Sie dies doch nicht immer so offen zeigen wollen, wie dies häufig bei einem Teller nackter Nahrung der Fall ist. Deshalb streuen Sie etwas Helles auf etwas Dunkles, z. B. Parmesan auf Spinat und umgekehrt, z. B. Petersilie auf Seezunge und vor allem Paprika auf ungefähr alles, was vorkommt. Manchmal gipfelt das in einem Essen, auf dem alles mit irgend etwas bestreut zu sein scheint; und das verleiht der ganzen Unternehmung eine gewisse Bedeutung. Und außerdem zeigt es, wieviel Mühe Sie sich geben.

Übrigens: Das Buch ist zwar witzig geschrieben (und das gilt besonders für das kleine Kapitelchen, in dem Sprachtipps für das Überleben einer Konversation unter kochenden Menschen gegeben werden: „Never say ‚top with bacon‘, but ‚garnish with crispy bacon curls'“). Aber: Ein reiner Witz ist es nicht. Es steckt schon viel Brauchbares darin. Das Kapitel darüber, wie man Kindergeburtstage mit vertretbarem Aufwand hinter sich bringt, scheint mir beispielsweise immer noch ziemlich relevant zu sein. Außerdem schafft es die Autorin souverän, sämtliche Küchenmysterien auf das wirklich Essenzielle herunterzukochen: auf das Öl-Essig-Verhältnis in einer Vinaigrette etwa.

Was mir an diesem Buch so gut gefällt, dass ich es hier vorstelle? Also: es Euch vorstelle, lauter (wie ich annehme) koch- und genussbegeisterten Menschen, die eine Vinaigrette vermutlich problemlos hinbekommen und die Dose mit konzentrierter Hühnernudelsuppe im Supermarkt wohl keines Blickes würdigen?

Erstens: Es bringt mich zum Lachen. Und das ist bei Kochbüchern ja nicht unbedingt die Regel.

Zweitens: Es zeigt ziemlich deutlich, dass der vielbeschworenen Niedergang der Kochkultur nicht erst mit der rundum digitalen Generation angefangen hat. Unsere Mütter und Großmütter haben (mal verallgemeinert) schon genauso begeistert zu Convenience gegriffen. Vielleicht sogar noch begeisterter, weil Kochen (egal wie und womit) damals noch viel stärker im weiblichen Rollenbild verankert war. Was die Sache nicht unbedingt besser macht, aber gelegentlich vergessen wird, wenn „Großmutters Küche“ mal wieder als Maß aller Dinge in Sachen Kochkunst herhalten muss.

Drittens: Ich finde es von Zeit zu Zeit ganz erfrischend, wenn ich mal wieder darauf gestoßen werde, dass Kochen und Essen nicht das Wichtigste auf der Welt sind. Und ich fühle mich dann weniger schlecht, wenn ich selbst mal keine Lust drauf habe.

Viertens (und das ist eigentlich die Fortsetzung von Drittens): Manchmal muss ich mir klarmachen, dass nicht immer so angelegentlich über Würznuancen diskutiert wird, nicht bei allen selbst gekochte Brühen und dreistufige Sauerteigführungen zum täglichen Leben gehören und nicht überall ständig neue Gerichte ausprobiert werden wie in der Filterblase, in der ich einen Teil meines Lebens verbringe. Anderswo geht das ganz anders zu, wie unter anderem Heike von Kochzeilen vor Kurzem berichtet hat. Über die Durchindustrialisierung der Ess- und Kochgewohnheiten kann man weinen und wehklagen, und ich stimme durchaus überzeugt in diesen Trauerchor mit ein: Ich will auch nicht der Industrie unser aller Ernährung überantworten. Aber angesichts der großen Frage: „Warum kochen nicht alle immer Frisches vom Markt?“, tut es ganz gut, sich mal wieder vor Augen zu führen, dass für manche die Antwort schlicht heißt: „Weil ich keine Lust dazu habe.“ Das ist natürlich schade. Aber zu behaupten, Kochen müsse jedem immer Spaß machen, bringt halt auch nix.

Nachsatz 1: Wer die Ergüsse einer Kochhasserin lesen möchte: 2010 wurde das Buch in einer Jubiläumsausgabe* neu aufgelegt.

Nachsatz 2: Peg Bracken schaffte übrigens den Weg von der Werbung übers Kochen zurück in die Werbung, wie dieses Filmchen zeigt:

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Und damit geht dieser Artikel zu Astrid zur Themenwoche „Jeden Tag ein Buch“.

 

 

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18 Gedanken zu “Wenn Kochen keinen Spaß macht: The I Hate to Cook Book

  1. Heike

    Danke für den Denkanstoss. Ich merke ja selbst, dass ich -zumindest im Blog- elitär und überheblich agiere und die überhaupt nicht erreiche, denen ich doch so gerne helfen möchte.
    Kochen muss keine lästige Pflicht oder abendfüllende Aufgabe sein, kochen -die Zubereitung von Nahrung- kann auch sehr einfach und schnell von der Hand gehen.
    Denn in einem widerspreche ich dir: Essen ist eines der wichtigsten Dinge auf der Welt. Neben Trinken und Sex. All dies gehört zur Arterhaltung. Und das sollte man möglichst gut machen ;)

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Hallo Heike, elitär und überheblich: Nein, das finde ich überhaupt nicht. Ich hoffe, das hast Du jetzt auch nicht aus meinem Artikel herausgelesen, denn das war überhaupt nicht so gemeint. Ja, für mich ist Essen auch enorm wichtig. Aber Essen zur Arterhaltung kann eben auch Junkfood sein. In unseren Breiten dürfte man damit zumindest ein fortpflanzungsfähiges Alter erreichen. Klar fände ich es auch gut, wenn mehr Leute Wert auf gutes Essen legen würden, und klar weiß ich, dass das auch total schnell und unaufwendig gehen kann. Aber wir wissen das, weil wir uns damit beschäftigen. Und wir beschäftigen uns damit, weil es für uns Genuss und Hobby und Lebensstil ist. Andere interessiert das nicht die Bohne.
      Mal ein anderes Beispiel: Ich habe immer wieder sportbegeisterte Menschen getroffen, die sich extrem über sportmuffelige Couchpotatoes aufregen konnten. „Faul“ und „dumm“ waren da noch die harmloseren Worte. Man könnte durchaus sagen, dass Sport ebenfalls wichtig ist zur Art- oder zumindest Individuumserhaltung. Nun ist Sport (von einzelnen Phasen mal abgesehen) für mich nie Hobby gewesen. Und ich fand es immer arrogant, wenn mir Leute, für die Sport die liebste Freizeitbeschäftigung ist, vorschreiben wollen, was ich mit meiner Zeit anzufangen habe. Denn ich habe in meiner freien Zeit eben immer lieber gekocht.
      Über Prioritätensetzung lässt sich wunderbar streiten. Nur wird man damit leider nie zu einem Ergebnis kommen. Und wenn man versucht, die Kunde vom guten, unaufwendigen, frischen Essen zu verbreiten, dann hilft es, glaube ich, sich klarzumachen, dass nicht alle diese Kunde unbedingt hören wollen. Mir fällt es übrigens auch extrem schwer, das vorurteilslos zu akzeptieren.

      1. Heike

        Nein, das kam nicht falsch an, keine Sorge.
        Aber ich empfinde mein Verhalten hin und wieder so, da passt dein Vergleich mit den Sportbegesiterten sehr gut.
        Immer mal wieder den Standort zu wechseln tut gut. Du hast dafür gesorgt :)

  2. Bentolily

    Lachen muss man beim Lesen von Foodblogs selten. Leider. Diese Einleitung ist ja der Hammer… Man muss das Buch ja nicht zwingend zu seinen Kochbüchern stellen, vielleicht gibt es im Bücherregal eine Ecke „Humor“?
    Danke, netter Beitrag. Satt bin ich heute schon, aber gelacht hatte ich noch nicht … nun schon!

  3. Chawwa

    „Lerne lachen ohne zu kochen “ (oder wie heißt das noch gleich?) – ich liiiebe das Buch! Es gehört zu den Kochbüchern in meinem Regal, die ich auf keinen Fall freiwillig aussortieren werde, obwohl ich nie daraus gekocht habe (davon gibt es mehrere) . Schrecklich, diese stundenlangen Backzeiten von bereits garen Zutaten! Die drübergestreute Petersilie war dringend nötig, um wenigstens ein paar Vitalstoffe in welches Gericht auch immer zu bringen. Aber wir brauchen über angeblich amerikanische Zubereitungsmethoden gar nicht zu lachen. Ich erinnere mich noch daran, als Knorr- und Maggifix in die Supermarktregale kamen. Wer hat damals nicht die Gerichte ausprobiert, die mit Stücken von Schweinefleisch oder Fisch, Sahne und Tüteninhalt in einer Auflaufform im Backofen hergestellt wurden? Und welcher junge Koch/welche junge Köchin hat nach dem Weggang von zu Hause nicht Miraculi gekocht oder die billigere Discounter-Version? Und guckt mal heute in einem Supermarkt die langen Gänge entlang, in denen solche Produkte in den Regalen stehen. Gibt’s auch in „Bio“! Und sogar schon in Biosupermärkten! Kaufe ich übrigens nicht. Meine Versuche damit waren auf die Zeit des ersten Erscheinens dieser Produkte beschränkt, als ich neugierig zeitsparende „Haushaltshelfer“ ausprobiert habe. Jeden Tag zu festen Zeiten für eine große Familie kochen, mit begrenztem Budget und wenig Zeit und dabei auch individuelle Besonderheiten berücksichtigen, macht nicht immer so viel Spaß, wie einem Hobbyköche manchmal weismachen wollen. Da tut es gut, mit Peg Bracken manchmal den Frust einfach wegzulachen, auch ohne „die Abwaschhände…um einen Dry Martini zu falten“.

  4. Sabine Schlimm Artikel Autor

    Ja, das kann ich mir vorstellen, dass Familienkochen deutlich weniger lustig ist als Kochen-für-zwei-allesessende-Genießer! Und selbst in meiner luxuriiösen Situation überfällt mich ja gelegentlich die Kochunlust. Vielleicht ist ein bisschen Peg Bracken in jedem von uns …

  5. Eva

    Meine Mutter hasst das Kochen auch und sie musste uns Geschwister jahrelang „bekochen“. Bei ihr ging’s immerhin ohne Dosen, dafür aber natürlich fast immer mit Maggi. :-) Jetzt läst sie sich auc ganz gern mal von mir bekochen…
    Von dem Buch habe ich noch nie gehört, herrlich finsterer Humor!
    Und, ja, auch ich habe manchmal absolut keine Lust zu kochen (vor allem, wenn ich mich nicht für irgendetwas entschieden kann), aber auf die Idee, mir was zu bestellen oder zu holen, komme ich nie. Zur Not gibt‘ eben Nudeln mit Gemüse – das geht immer.
    Deshalb auch: natürlich leben wir in einer elitären Blase, aber „Dreck“ muss man auch als nicht Kochbegeisterter nicht essen, finde ich, naja, und das ist irgendwie doch schon wieder arrogant – schwieriges Thema.

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Nee, Dreck essen muss man nicht … wobei die Definition ja auch für jeden anders aussieht. Ich habe da auch ein, zwei guilty pleasures – koche aber, genau wie Du, in Kochunlustphasen eher Nudeln mit Gemüse. Oder schmiere mir zur Not ein Brot. Eigentlich wollte ich auch gar nicht ins Grundsätzliche verfallen, sondern das Buch vorstellen, weil ich’s lustig finde.

  6. Susanne

    Oh danke….nach dem Buch muss ich schauen, wenn auch nicht wegen der Rezepte :-)
    Aber heutzutage gibt es ja größtenteils andere Lösungen als Fertig- und Halbfertigfutter. Die Kids essen in der Krippe/dem Hort/der Mensa, man selbst in der Kantine. Abends gibt es Brotzeit und am Wochendende kann man auf Convenience zurückgreifen. Ich finde das schade und traurig, aber es ist so schwer zu ändern.

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Stimmt! Nur dass man sich keine Illusionen darüber machen darf, dass man in der Regel in Kantinen/Mensen etc. die gleichen Halbfertig- oder Fertigprodukte auf den Teller bekommt. Es mag Ausnahmen geben, aber das ist meine Kantinenerfahrung.

  7. Tring

    Das Buch hört sich wirklich lustig an. Meine Mutter hat zu Hause auch noch so ein altes Kochbuch, wo relativ viel mit fertig Saucenpulver und ähnlichem gearbeitet wird… Das war eine zeitlang glaube ich auch einfach modern, weil es der „Hausfrau“ die Arbeit erleichtern sollte. Und ich glaube auch, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob man kochen kann/darf oder jeden Tag kochen muss, weil es von einem erwartet wird.

    Und was die Convenience Geschichte heute angeht: Ein Teil ist glaube ich einfach Sozialisation, ein Teil Bequemlichkeit und ein Teil Unlust/mangelnde (zumindest durch meinen „Filter“ gesehen) Wertschätzung. Den Vergleich mit Sport finde ich durchaus zulässig und glaube auch, dass es gar nichts bringt mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen (sowohl was den Sport als auch was das Essen angeht). Das einzige was glaube ich funktioniert ist im besten Sinne neugierig zu machen. Die Begeisterung, die man selber ja doch irgendwie für gutes (wobei auch das ja wieder Definitionssache ist) Essen hat, zu teilen. Das wird sicher nicht dazu führen, dass jemand, der bisher nie gekocht hat auf einmal seine Hühnerbrühe selber macht (muss er ja auch nicht), aber vielleicht verwendet er zusätzlich zu seinem Fertigsößchen mal ein bisschen mehr frisches Gemüse oder probiert mal eine Alternative aus. Und wenn er dann für sich entscheidet, das ihm das Fertigsößchen besser schmeckt oder es ihm die Arbeit nicht wert ist – dann ist das halt so.

  8. christoph

    großartig. ich liebe solch skurrile überbleibsel aus vergangenen zeiten (wie du auf meinem blog auch schon festgestellt hast). das rezept mit den verschiedenen dosenprodukten ist weltklasse:-D
    sehr schön übrigens auch geschrieben der artikel! grüße aus köln

  9. Lilli

    Hallo Sabine, ENDLICH, jetzt steht es schwarz auf weiß: Auch als Frau darf man kochen hassen. Sehr entlastend, dass auch schon Frauen vorangegangener Generationen dieser Meinung waren. Ich koche und esse gerne, wenn ich neue Sachen ausprobieren kann und Kraft dafür habe. Ehrlicherweise hat das tägliche Familienkochen nach der Arbeit in den Abendstunden, mit Rücksichtnahme auf sämtliche Ausnahmeregelungen und Geschmackswünsche, nichts mehr mit Genuss zu tun. „Lerne kochen, ohne zu klagen“, darüber habe ich herzhaft gelacht und übe noch. Danke für deinen wunderbaren Artikel. Morgen gibts bei uns chinesischen Thunfisch.

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