Aus dem Vorrat: Kichererbsenfladen mit Spargel-Tomaten-Gemüse
Lebensmittelvorräte haben etwas sehr Beruhigendes. Nicht etwa, weil ich erwarte, hier in Hamburg (und dazu noch im dritten Stock) demnächst mal eingeschneit zu werden, oder weil ich Belagerungen durch Außerirdische befürchte. In diesen Fällen muss ich ehrlich sagen, dass mir meine Vorräte auch nur etwas nützen würden, wenn gleichzeitig das mit dem Wasser und dem Strom (wegen des Tiefkühlschranks) noch funktioniert.
Nein, ich finde Vorräte deshalb beruhigen, weil sie mir in der Theorie beinahe unendliche Möglichkeiten für spontane Kochkreativität eröffnen. In der Praxis sieht das allerdings so aus, dass „spontan“ beinahe gleichzusetzen ist mit „Pasta“. Die Haben-wollen-Käufe von getrockneten Bohnen über unbekannte Getreide bis hin zu exotischen Gewürzpasten dagegen machen es sich in meiner Speisekammer so richtig langfristig gemütlich. Wie gut, dass Susanne vom Magentratzerl diesen Monat bei Zorras Kochtopf das Event „Schatzsuche im Vorratsschrank“ ausrichtet!
Meine kleine Umfrage zu der Frage, welche von meinen zahlreichen Schätzen ich nun verkochen soll, ergab eine gewisse Pattsituation: je zwei Stimmen für Maisblätter, Chilis, Kichererbsenmehl und Teffmehl. Da M. aber seine Stimme noch für das Kichererbsenmehl in die Waagschale geworfen hat, weil ihm das ein besonderer Dorn im Auge ist (immerhin blockieren anderthalb Kilo unseren Vorratsschrank …), habe ich mich dieses Vorratsschatzes zuerst angenommen.
Außerdem wusste ich, dass ich in meinen Lieblingsblogs schon das eine oder andere Rezept damit gesehen hatte. Tatsächlich: Roberts Variante von Farinata di ceci (italienischer Kichererbsenfladen) hatte ich mir bereits vor Jahren abgespeichert. Höchste Zeit, ihn endlich auszuprobieren!
Ich habe den Fladen nur insofern ein bisschen abgewandelt, als ich statt Rosmarin schwarzen Sesam in den Teig hineingegeben habe. Zum einen hat das meine Schwarzsesamvorräte auch ein klitzekleines bisschen reduziert, zum zweiten passte es besser zum Spargelgemüse, das ich dazu machen wollte, und zum dritten – passte es einfach gut. Italienischer ist das Rezept dadurch nicht gerade geworden, aber das war ja auch nicht mein Ziel.
Jedenfalls: der Fladen. Der Versuch hat mich wirklich überzeugt! Das Rezept ist wirklich supereinfach, sodass das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen (= Hmm-Faktor) deutlich zugunsten des Nutzens ausfällt. Als Ergebnis für ungefähr fünf Minuten Arbeit erhält man einen teils knusprigen, teils etwas pfannkuchenartigen Fladen. Er schmeckt gerade genug nach Kichererbsen, ist aber zurückhaltend genug, um zu allem Möglichen zu passen. Die perfekte Beilage! Die gibt es bei uns bestimmt wieder.
Und als Nächstes mache ich mit dem übrigen Kichererbsenmehl endlich Susannes Besan laddu nach, die indischen Süßigkeiten, die mir schon lange ins Auge stechen.
- 250 g Kichererbsenmehl
- Salz
- 700 ml Wasser
- 60 ml Olivenöl
- 2 EL Sesamsaat (bei mir: schwarze)
- Das Kichererbsenmehl mit dem Wasser und ½ TL Salz verrühren und mindestens 1 Stunde quellen lassen.
- Den Backofen auf 250° Ober-/Unterhitze vorheizen. Ein Backblech so mit Backpapier auslegen, dass das Papier an den Rändern übersteht.
- Öl und Sesam in den Kichererbsenteig einrühren. Die Mischung ist sehr, sehr dünn – keine Sorge, das gehört so! Den Teig auf das Backblech gießen und alles im Backofen (Mitte) ca. 30 Min. backen, bis der Fladen oben und an den Rändern knusprig und schön gebräunt ist.
- Das Blech herausnehmen und den Fladen auf dem Blech in Stücke schneiden.
- Dazu schmeckt beispielsweise Spargelgemüse (siehe unten).
- 1 kg grüner Spargel
- 4 Knoblauchzehen (nach Geschmack auch weniger)
- 500 g Cocktailtomaten
- 1 Bund Petersilie
- 2 EL Kapern (bei mir: in Salz)
- 2 EL Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- 1 Prise Zucker
- 1 EL Balsamico bianco
- Den Spargel putzen: Das holzige untere Ende abschneiden oder -brechen und die Stiele im unteren Drittel schälen. Die Spargelstangen in fingerlange Stücke schneiden.
- Den Knoblauch schälen und in sehr dünne Scheiben schneiden. Die Tomaten waschen und je nach Größe halbieren oder vierteln. Die Petersilienblättchen von den Stängeln zupfen und fein hacken. Salzkapern gründlich mit Wasser abspülen. Die Kapern grob hacken.
- In einer weiten Pfanne das Olivenöl erhitzen. Den Knoblauch darin bei mittlerer Hitze 1 Min. anschwitzen. Die Spargelstücke zugeben, salzen und alles bei mittlerer bis hoher Hitze unter häufigem Rühren 3 bis 5 Minuten braten (je nach Dicke der Stangen).
- Die Tomaten und Kapern zugeben, alles noch 2 bis 3 Minuten weiterbraten. Das Gemüse mit Salz, Pfeffer und Essig abschmecken. Zum Schluss die Petersilie unterheben.
- Das Gemüse schmeckt auch lauwarm.
- Angekündigt: Seelenfutter vegetarisch
- Tamales? Frijoles! Mexikanisch für Vorratsschatzsucher
Mjam. Bei dem Rezept bin ich gar nicht böse, dass „meine“ Maisblätter“ nicht drankamen – Kichererbsenmehl habe ich nämlich im Haus :-)
Ich sage nur so viel: Die Maisblätter kamen an diesem Wochenende zum Einsatz. Das Event läuft ja noch ein paar Tage! ;-)
Liebe Sabine, das finde ich sehr lustig – habe gestern auch kurzentschlossen das Kichererbsenmehl aus meinem Vorrat aufgebraucht und heute schaue ich in deinen Blog. Einen kleinen Teil habe ich für schnelles Humus (Rezept stand auf der Packung) verwendet und den anderen Teil für Panelle de Cici (bei Chefkoch gefunden). Da wird die Mischung aus Wasser und Kichererbsenmehl zuerst ca. 30 min gekocht, dann kühlt sie auf auf dem Backblech – jetzt liegen die Stücke im Kühlschrank und warten auf die weitere Verwendung = gebraten in der Pfanne als Beilage zu Suppen oder Salat oder einfach so als Snack. Rike
Witzig – das mit dem Kichererbsenmehl scheint gerade sehr den Nerv zu treffen. Vielen Dank für die weiteren Anregungen dazu! Ich habe ja noch eine Menge übrig …
Besser hätte ich die Motivation zur Vorratshaltung nicht beschreiben können. :-) Ich nehme den Event zum Anlass, mich von meinen zu trennen und der Kichererbsenfladen ist eine wunderbare Idee in diese Richtung!
Liebe Grüße, Eva
Na, dann willkommen im Club der Horterinnen! Ich hoffe auch, dass das Event ein Anstoß war, mit dem Vorratsabbau dauerhaft weiterzumachen.
lustig, das kichererbsenmehl liegt in der luft – ich hab‘ mir am freitag eins frisch gekauft (geröstet). was mir noch nicht klar geworden ist: wer für welche rezepte wo auf der welt geröstetes oder ungeröstetes verwendet. bist du dem schon nachgegangen?
Ach. Du also auch! Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass mir bis zu Deinem Kommentar gerade nicht klar war, dass es überhaupt zwei Arten Kichererbsenmehl gibt. Insofern: Noch kann ich Dir da nicht weiterhelfen. Aber die Frage interessiert mich durchaus auch!