In Sojasauce geschmorter Rettich
Was macht man eigentlich mit unterarmlangen Gemüseresten? Ich hatte einen Rettich gekauft, weil ich ein Stück davon für meine neuen Kimchi-Experimente brauchte. Und der Rest lag nun in meinem Gemüsefach herum. Schwierig, an so einem Trumm vorbeizugucken! Er schiebt sich einfach beharrlich ins Blickfeld.
Heute Abend habe ich ihn herausgenommen, und wir haben uns eine Weile ratlos gegenseitig beäugt. Denn die klassischen Rettichgerichte, die ich so kenne, gehören alle in die Salat-Rohkost-Brotzeit-Kategorie. Und ehrlich: Kalte Küche verbietet sich bei einem Wetter wie dem heutigen.
Aber, um mal den alten Küchenphilosophen Hölderlin zu zitieren: „Wo Kimchi ist, wächst / Das Rettende auch.“ Das Kimchi-Rezept, das mir den Rettichrest eingebrockt hatte, war ja aus meiner (beruflichen) Beschäftigung mit der koreanischen Küche entstanden. Und genau daher stammte auch die Erinnerung, die sich jetzt an die Oberfläche arbeitete. Mir fiel ein, dass Rettich in Korea durchaus häufig gekocht, geschmort, gebraten wird. Geschmorter Rettich, damit ließ sich doch etwas anfangen!
Die Suche führte mich dann zwar nach Japan, aber das ist ja nicht so weit weg. Jedenfalls stellte sich heraus: Geschmort ist Rettich ein ganz anderes Gemüse als die rustikal-herzhafte Brotzeitbegleitung, als die ich ihn bisher kannte. Ein absolut köstliches: weich und leicht süßlich, ohne Schärfe, aber dank Sojasauce mit einer reichlichen Umami-Portion gesegnet.
Und dann fiel mir noch etwas ein: dass nämlich bei der Gemüse-Expedition von Tastesheriff Clara im April Rettichrezepte gesammelt werden. Diese Erkenntnis fiel ungefähr mit dem Moment zusammen, in dem ich mir den letzten Bissen meines Rettich-Abendessens in den Mund schob. Ähem. Deshalb gibt’s hier nur ein Handyfoto. Und den festen Vorsatz, dieses Rezept bald wieder zu machen! Nicht nur, um dann ein besseres Foto zu schießen.
- 750 g Rettich
- 1 haselnussgroßes Stück frischer Ingwer (ca. 5 g)
- 2 EL Sake (japanischer Reiswein)
- 2 EL Sojasauce
- 1 EL Zucker
- 250 ml Wasser
- 2 Eier
- 3 Frühlingszwiebeln
- Reis als Beilage
- Den Rettich schälen, längs halbieren und quer in fingerdicke Halbmonde schneiden. Den Ingwer schälen und fein hacken.
- Sake, Sojasauce und Zucker mit dem Wasser verrühren. Die Mischung mit Ingwer und Rettich in einen Topf geben, aufkochen und mit geschlossenem Deckel 20 Minuten köcheln lassen. Den Deckel abnehmen und alles 20 Minuten weiterköcheln, bis die Flüssigkeit fast vollständig verschwunden ist.
- In der Zwischenzeit die Eier in ca. 8 Minuten hart kochen, kalt abschrecken, pellen und halbieren. Die Frühlingszwiebeln putzen, waschen und schräg in feine Ringe schneiden. Den Reis kochen.
- Sobald der Rettich weich geschmort ist, etwas Reis auf zwei Schalen verteilen, den Rettich daraufgeben. Die Eierhälften darauf anrichten und alles mit den Frühlingszwiebelringen bestreuen.
Und jetzt bin ich neugierig. Wie ist das denn bei euch: Habt ihr Rettich schon mal als gegartes Gemüse zubereitet?
- Frühling auf dem Brot: Spargel-Kürbiskern-Aufstrich (ja, vegan!)
- 3 x Slowfood auf Amrum
Nun bin ich baff! Dass man Rettich auch schmoren kann, das habe ich noch nie gelesen. Das muss ich direkt ausprobieren.
Mir geht es mit Rettich immer so, dass die Hälfte übrig bleibt. Das sind auch hier immer so Monstertrümmer. Es wird dann aber immer Salat draus gemacht bei mir, da bist du viel fantasievoller.
Na, wie gesagt: Die Fantasie wurde durch die gestrige Kälte hier sehr beflügelt. Nach Salat war mir wirklich nicht. ;-) Aber ich wundere mich tatsächlich ein bisschen, dass die warme Zubereitung hierzulande so unbekannt ist – es war so köstlich!
Auch ich hatte ein Rettichmonster im Gemüsefach, er war schon ziemlich weich und musste dringend gegessen werden
Dein japanisches Rezept kam wie gerufen und war einfach in der Zubereitung
Ich werde wohl zukünftig Rettich kaufen um ihn zu schmoren, alle fanden es lecker
Danke für das Rezept
Oh, das freut mich! Danke für die Rückmeldung!
Ist notiert! Rettich in seinem kalten Brotzeit-Format kann ich generell nicht viel abgewinnen – da sind mir Radieschen von jeher lieber. Aber so, wie du den Geschmack hier beschreibst, finde ich die Idee von geschmortem Rettich sehr verlockend.
Ich lass mal wieder herzliche Grüße da & hoffe, dass es dir gut geht!
Danke für die Grüße – und liebe Grüße zurück! :-) Ja, im Grunde ist Rettich gegart ein ganz anderes Gemüse. Probiers mal aus!
Was für ein tolles Rezept! Schön das du dabei bist!
Ich mag geschmorten Rettich auch sehr gerne!
Liebste Grüße Clara
Danke Dir für den Anstoß, sich mal wieder mehr mit Gemüsevielfalt zu beschäftigen! :-)
Gegart habe ich Rettich noch nie, aber die Kombi mit Sojasauce ist mir letzt schon bei Micha aufgefallen (http://salzkorn.blogspot.de/2017/03/gedachtnisforschung-sellerierisotto-mit.html). Muss ich beides noch ausprobieren. :-)
Danke für den Link! Vielleicht sollte ich Rettich tatsächlich auch noch mal kalt eine Chance geben – mit Sojasauce …
Rettich wird hier in Thailand mehrheitlich in klaren Suppen gegart oder eingelegt. Und natürlich zu filigranen Blüten geschnitzt – jedoch lediglich als Deko auf dem Teller!
Deine Version spricht mich sehr an, ich mag geschmorte Zubereitungen in dieser Richtung.
FEL!X
Oh, spannend, dieser Einblick in die Thai-Küche! Danke, Felix.
Heute zubereitet: überaus lecker!
Und weil der vermeintlich riiiiesige Rettich nach dem in-Scheiben-schneiden nur 350 Gramm auf die Waage brachte, habe ich eben noch einen thailändischen Gemüsesalat dazu gemacht!
Geschmorten Rettich wird es hier ab und zu geben, danke für diese Inspiration.
FEL!X
Ja, ich hab das auch schon probiert, aber es war nicht ganz so lecker. Der Bauernhof hat gestern schwarzen Rettich geliefert, damit starte ich einen erneuten Versuch und werde berichten!
Ich bin gespannt auf Deine Erfahrung!
Ich habe den Rettich in selbstgemachter Terijaki Sauce geschmort, dazu gabs fermentierte Ingwer-Karotten mit Reis und Salat. Ein richtiges Soul Food…
Mmh … klingt super. Woher ist das Rezept für die Teriyaki-Sauce?
Ich vertrage den Rettich roh nicht, obwohl ich ihn so gern esse, aber das Rezept war einfach tolle. Danke für eine solch tolle Idee!!!
Was tun mit dem Rettich? Bin auf dieses Rezept gestoßen und stehe mit knurrendem Magen am Herd. Es riecht schon toll. Danke für die gute Idee.
Freut mich! Ich hoffe, es schmeckt auch.
Tolle Rezeptidee!!
Ich habe leider keine Sake, kann ich dese durch etwas anderes ersetzen oder einfach weglassen?
Ich würde dann einfach trockenen Weißwein nehmen oder auch einfach Wasser mit ein paar Tropfen Zitronensaft.
Natürlich kannst du den einfach weglassen. Hab so was normalerweise auch nicht zuhause, hab das Gericht einfach ohne Sake gekocht, geschmeckt hat’s trotzdem gut :)
Super Rezeptidee! Einfach und unkompliziert, lecker noch dazu!
Es war wirklich sehr lecker! Vielen Dank für den Tipp, Rettich zu garen. Hätte nicht gedacht, dass das so gut schmecken kann. :-)
Hallo hatte auch so einen Riesenrettich im Haus von dem ich maximal 1/3 roh gegessen habe. Da ich 8 Jahre in Japan gelebt habe, ist mir gegarter Rettich natürlich ein Begriff, insbesondere in der kalten Jahreszeit ist Rettich ein Teil des „Oden“ einer Art Eintopf in dem gegarter Rettich , Konnyaku, Fischkuchen und andere Sachen in Dashi lange gegart werden. Ich habe davon am liebsten den gegarten Rettich gegessen und daher heute einmal ausprobiert. Noch schmort er auf dem Herd aber das wird bestimmt köstlich. Sake kann man auch durch Mirin ( wenn man es zuhause hat) ersetzen allerdings gibt es günstigen Kochsake zumindest hier in Berlin in jedem guten Supermarkt.
Es war mega lecker, ich habe den Rettich in dünne Stifte gehobelt und anstatt Sake habe ich weissen Balsamico genommen.
Das Gemüse hat mich an Sojasprossen oder Bohnensprossen erinnert.
5 Sternchen
Habe 2/3 Rettich mit 1/3 Kohlrabi kombiniert und einen guten Eßlöffel Erdnußmus zugefügt. Ohne Ei aber mit Räuchertofu auch sehr lecker (und vegan). Zucker habe ich weggelassen.
Sake ersetze ich oft mit Sherry.
Was für eine Rettung.
Hab in der Eile roten Rettich eingekauft obwohl ich für unseren kleinen Sohn Möhren zum Mittag machen wollte.
So hat selbst er den Rettig gefuttert 😊