Herzhafter Kartoffel-Mohn-Strudel
Aus der Reihe „Warum habe ich das eigentlich nicht längst schon mal gemacht?“ lesen Sie heute: Strudelteig. Natürlich hatte ich das schon länger vor – schließlich hatte mir Anne-Katrin Weber schon bei der Arbeit an unserem Buch Backschätze* Stein und Bein geschworen, dass der Teig vollkommen unproblematisch ist. „Und wenn er reißt, dann flickst du ihn halt.“
Trotzdem hatte ich mich immer wieder davor gedrückt, Strudelteig selbst zu machen. Die Sache klingt einfach kompliziert, oder? Nun ja, als Neubekehrte kann ich nur sagen: Ist sie aber nicht. Das mit dem Ausziehen („so, dünn, dass man eine Zeitung hindurch lesen kann!“) macht sogar irgendwie Spaß, und sooo genau muss man es damit auch nicht nehmen.
Das könnt ihr mir jetzt glauben. Und wenn es euch so geht wie mir bisher und ihr zwar zu all diesen Beteuerungen nickt, insgeheim aber trotzdem denkt: „So was Schwieriges …“, dann versuche ich euch eben mit Bildern zu überzeugen. Kartoffelstrudelbildern. Auf dass ihr Appetit bekommt.
Denn dass ich keine Süße bin, hatte ich schon erzählt, oder? Deshalb war klar, dass mein erster Strudelversuch kein Apfel- oder Topfenstrudel wird, sondern eben etwas Herzhaftes: mit Kartoffeln, etwas Topfen und Mohn gefüllt und mit einer Schnittlauchsauce serviert. Ehrlich: Ich hatte mir die Kombination ja schon toll vorgestellt, als ich in Gedanken an dem Rezept gebastelt hatte. Dass der Strudel aber so gut wird, hätte ich nicht erwartet.
Und zum Schluss erzähle ich noch, dass es im Blog der Turbohausfrau eine Schritt-für-Schritt-und-Bild-für-Bild-Anleitung für Strudelteig gibt. Damit wird dann wirklich alles ganz einfach. Deshalb gebe ich euch einfach mal ganz unverbindlich mein Rezept. Ausprobieren lohnt sich. Ehrlich!
- 250 g Mehl (Type 550, aber 405 geht auch)
- ½ TL Salz
- ½ TL Apfel- oder Weißweinessig
- 3 EL Öl
- 125 ml lauwarmes Wasser
- 600 g Kartoffeln (Sorte ist egal, bei mir waren es festkochende)
- 1 Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 1 EL Öl
- 250 g Topfen (ersatzweise Quark mit 20 % Fettgehalt)
- 1 Ei (Größe M)
- 2 EL Mohnsamen
- Salz, schwarzer Pfeffer
- 2 Bund Schnittlauch
- 1 Bund Petersilie
- 400 g Schmand
- Salz, schwarzer Pfeffer
- Backpapier für das Blech
- 50 g Butter
- großes Tuch zum Ausrollen
- Mehl zum Verarbeiten
- Zuerst den Teig vorbereiten: Dazu alle Teigzutaten in eine Schüssel geben und zuerst mit den Knethaken des Handrührgeräts, dann mit den Händen mindestens 5 Minuten verkneten, sodass ein glatter Teig entsteht. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und bei Raumtemperatur mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
- Für die Füllung die Kartoffeln in Wasser in 10 Minuten halb gar kochen. In der Zwischenzeit Zwiebel und Knoblauch schälen, fein würfeln und im Öl in einer kleinen Pfanne glasig schwitzen. Die fertigen Kartoffeln pellen, auf einer Reibe grob raspeln und mit Zwiebeln, Knoblauch, Topfen oder Quark, Ei und Mohn vermischen. Die Masse mit Salz und Pfeffer abschmecken – nicht zu schüchtern: Kartoffeln vertragen jede Menge Würze.
- Den Backofen auf 200 °C (Umluft 180 °C) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die Butter in einem kleinen Topf schmelzen.
- Ein großes Tuch auf der Arbeitsfläche ausbreiten und mit Mehl bestäuben. Den Teig darauf so groß wie möglich (und mehr oder weniger rechteckig) ausrollen. Nun mit den Händen unter den Teig fahren und das Rechteck über den Handrücken vorsichtig immer dünner ziehen. "So dünn, dass man die Zeitung hindurch lesen kann", das ist die reine Lehre – am Rand ist das schwer hinzukriegen. Etwas dicker macht aber auch nichts. Wenn dabei ein kleines Loch in den Teig reißt, ist das kein Drama: Es wird dann einfach wieder zusammengekniffen oder mit einem Stückchen Teig vom Rand repariert. Der größte Teil der Teigfläche befindet sich nachher eh im Strudelinneren, da kommt es auf Schönheit nicht so an.
- Das nun hoffentlich ziemlich große Teigrechteck vorsichtig mit flüssiger Butter bepinseln (ein bisschen Butter wird später noch gebraucht). Auf ungefähr der Hälfte der Fläche die Kartoffelfüllung verteilen, dabei an den Rändern ca. 5 cm frei lassen. Die seitlichen Ränder etwas über die Füllung schlagen und den Teig mit Füllung von vorne nach hinten mithilfe des Tuches aufrollen. Die entstandene Strudelrolle wieder mithilfe des Tuchs auf Blech bugsieren und dort je nach Länge diagonal oder U-förmig hinlegen, jedenfalls mit der Teignaht unten. Die Strudeloberfläche mit der übrigen Butter bestreichen. Den Strudel im heißen Ofen ca. 30 Minuten backen, bis die Oberfläche gebräunt und knusprig aussieht.
- In der Zwischenzeit den Schnittlauch verlesen und die Petersilienblättchen von den Stängeln streifen. Die Hälfte des Schnittlauchs und die Petersilie grob schneiden und mit dem Schmand in einer Schüssel pürieren. Den übrigen Schnittlauch in feine Röllchen schneiden und unter den Kräuterschmand heben. Die Sauce mit Salz und Pfeffer abschmecken und zum Kartoffelstrudel servieren. Der Strudel schmeckt heiß genauso gut wie lauwarm oder kalt.
(Ja, der Teig muss ruhen und der Strudel backen, da aber in der Zeit Füllung bzw. Sauce hergestellt werden, sind diese eineinhalb Stunden tatsächlich Arbeitszeit. Allerdings ohne Hetze.)
Portionen: Der Strudel reicht für 4 sehr hungrige und für 6 etwas weniger hungrige Menschen.
Zum Tuch: Geschirrtücher sind zu klein, um den Teig darauf auf die benötigte Größe auszurollen und auszuziehen. Wer nicht von Oma noch ein Strudeltuch hat (habe ich auch nicht), kann sich mit einem großen alten Kopfkissenbezug oder einer alten Tischdecke behelfen. Und hat man erst mal ein Tuch zum Strudeltuch definiert, hat man auch einen Grund, häufiger Strudel zu machen!
Wie ist das bei euch: Gibt es auch so Rezepte, an die ihr euch ewig nicht rangewagt habt, nur um festzustellen, dass die Hürde bloß eingebildet war?
- Verlosung zum Welttag des Buches: Kochen mal zwei
- And the winners are …
Na bitte! Der Strudel ist doch wunderbar gelungen! Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Reich der Strudeltanten. ;)
Danke! :-) Ein Lob aus berufenem Munde, wie toll!
Das ging mir ganz ähnlich – ich hatte einen heiden Respekt vorm Strudelteig ausziehen. Bis ich es wirklich mal versucht habe. Seitdem gibt es Apfelstrudel bei mir in schöner Regelmäßigkeit. Und gestern habe ich einen Quark-Rhabarber-Strudel ausprobiert. Auch sehr gelungen. Da ich aber eigentlich auch nicht soooo ne süße bin kommt mir so eine Kartoffelfüllung gerade recht. Das Rezept ist gespeichert und ich werde es mit Sicherheit mal ausprobieren ;-)
Liebe Grüße, Tring
Ah, Du auch! Na, dann hüpfe ich doch gleich mal rüber und schaue mir an, was es so Gestrudeltes in Deinem Blog gibt.
Ich habe ja auch so eine Strudelselbermachphobie, aber Du hast mich überzeugt. Das probiere ich aus.
Bis vor Kurzem ging es mir mit Brandteig ähnlich, vor dem hat mir auch immer jeder Angst gemacht. Was soll ich sagen, es war keine Kunst und die Windbeutel herrlich köstlich. Wie Du siehst, mag ich süß und herzhaft gleichermaßen.
Ach ja, Windbeutel … Bei denen hat’s bei mir auch länger gedauert. :-)
Liebe Sabine,
herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Strudel-Permiere ;-)
Bei mir gehört ein Wirsing-Strudel mit Äpfeln, Sonnenblumenkernen und Curry schon lange zu meinem festen Repertoire – zum Beispiel für Mitbringbuffets. Und ich mache es genauso wie du im Sinne von „mit hauchdünn muss man es nicht so genau nehmen“. Bisher war er jedenfalls immer lecker und irgendwie urig.
Liebe Grüße von Gabi
Danke! Wirsing-Strudel klingt auch toll – mmh. Das probiere ich bestimmt mal aus.
Strudel sind diesen Herbst/Winter irgendwie Mangelware gewesen. Wenn ich das Foto seh‘, tropft mir jetzt der Zahn. Muss ich wohl schnell noch nachholen — den Kartoffelstrudel und den im Kommentar genannten Wirsing-Apfel-Curry-Strudel (ein Rezept bei ichkoche.at gefunden). Auch Mangold macht sich übrigens gut im Strudel … ich glaube das wird am Sonntag meinem Balkon-Mangold zum Verhängnis ;-)
Ah, Du bist eine gewohnheitsmäßige Strudlerin! Mangold stelle ich mir auch sehr gut vor.
Ich glaube, ich habe zu Studentenzeiten mal Strudelteig gemacht, ein einziges Mal. Da das Jahrzehnte her ist, wäre es echt mal wieder fällig…
Die Kombination von Kartoffeln und Mohn stelle ich mir mit der Sauce dazu super vor. Vom Aussehen her auch sensationell!
Vielen Dank! :-) Na, ich hoffe bloß, dass das nächste Mal Strudeln bei mir nicht so lange dauert. Aber eigentlich, jetzt wo ich weiß, wie leicht das geht …