Eingemachte Birnen mit Lorbeer
Eingemachtes Obst war für mich lange ein Omaprodukt – und das meine ich nicht im positiven, nostalgieverklärten Sinne! Dosenaprikosen, Dosenpfirsiche, Dosenmandarinen oder dieser grauenvolle Fruchtcocktail mit den chemisch knallroten Kirschen schmeckten für mich immer nach den sonntäglichen Pflichtmittagessen bei den Großeltern. Sie fielen in dieselbe kulinarische Kategorie wie Suppe mit Maggi, dicke Bratensaucen, auf denen sich beim Abkühlen Haut bildete, und Salatsoßen (ja, ich schreibe absichtlich nicht „Saucen“!) auf Basis von verdünnter Essigessenz.
Aber dann hatte ich eine Birnen-Offenbarung. Denn ich mag so richtig birnige Birnen – weich, saftig und vor allem aromatisch. Und die gibt es einfach viel zu selten. Was man so üblicherweise kauft, geht meist vom Aggregatzustand „hart und sauer“ sofort in „mehlig und mulschig“ über. Aber wenn man noch feste Birnen kocht, dann werden sie nicht nur wie gewünscht weich und saftig, sondern entwickeln auf mirakulöse Weise meist auch noch Aroma.
Und wenn man sie einkocht – dann hat man weiche, saftige, aromatische Birnen sogar jederzeit im Vorrat! Deshalb finde ich, dass eingemachte Birnen aus dem Glas in eine komplett andere Kategorie fallen als beispielsweise Fruchtcocktail. Vor allem, wenn man dann auch noch anfängt, mit Aromen zu experimentieren. Und ein Aroma, das ganz wunderbar zu Birne passt, ist Lorbeer. Frischer Lorbeer. Ich finde ja, dass die frischen Lorbeerblätter ganz anders duften und schmecken als dieses getrocknete Zeug, das man in Brühe und Tomatensauce wirft. Was ich von meinem Lorbeerbäumchen zupfe, hat ein intensives Aroma, das ein bisschen an Zimt erinnert, ein bisschen an Nelken, mit einem Hauch Minze vielleicht.
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich bei meinen eingemachten Birnen zufrieden war mit der Lorbeerwürze. Erst hatte ich zu wenige Blätter verwendet, dann zu viele. Aber drei bis vier pro Glas, das ist perfekt! Deshalb stelle ich euch jetzt das Rezept vor: gerade noch rechtzeitig, falls ihr noch auf der Suche nach einem edlen weihnachtlichen Dessert seid. Die Birnen, dazu etwas von dem Sirup (evtl. noch dicker eingekocht), ganz einfach zu Vanilleeis oder aber zu halb flüssigen Schokotörtchen – wunderbar! Vor allem wunderbar einfach, denn für die Birnennummer muss man zu diesem Zeitpunkt nicht mehr tun, als das Glas zu öffnen (okay, nach Belieben den Sirup einzukochen).
Ich habe die Birnen in meinem aktuellen Lieblingsküchenspielzeug zubereitet: meinem Schnellkochtopf (Dampfdrucktopf). Darin dauert das Einkochen nämlich nur 10 Minuten, mit der Folge, dass die Birnen danach noch Biss haben. Aus diesem Grunde habe ich sie auch roh in die Gläser gefüllt und nur den Sirup kochend darübergegossen.
Wer keinen Schnellkochtopf hat, kann die Birnen natürlich auch klassisch einkochen, zum Beispiel im Topf: Dazu in einen großen Topf unten ein Geschirrtuch legen (das verhindert, dass die Gläser beim Kochen darin klappern). Die gefüllten und mit Klammern verschlossenen Gläser daraufstellen und so viel heißes (nicht kochendes) Wasser angießen, dass die Gläser zu drei Vierteln im Wasser stehen. Nun langsam erhitzen. Sobald das Wasser kocht, herunterschalten (es muss die ganze Zeit leicht blubbern) und die Birnen 30 Minuten einkochen. Im Wasser abkühlen lassen, dann die Klammern entfernen.
Das Einkochen im Ofen wird zwar auch oft empfohlen, aber ehrlich: Ich bin kein Fan davon. Im Gegenteil, ich habe der Methode komplett den Rücken gekehrt, seit ich mal literweise selbst gekochte Gemüsebrühe mit Einmachgläsern wegwerfen musste, weil durch die Ofenhitze die Gummiringe so spröde geworden waren, dass beim Öffnungsversuch die Laschen abrissen. Die Gläser waren durch keine Gewaltanwendung der Welt mehr aufzubekommen! Seitdem: kein Einkochen im Ofen mehr für mich.
Dafür aber Birnen aus dem Glas. Und zwar jederzeit.
- 1,5 kg Birnen
- 20 frische Lorbeerblätter
- 2 Zitronen
- 350 g Zucker
- 1 l Wasser
- 5 Einmachgläser (500 ml Fassungsvermögen) mit passenden Gummiringen und Klammern
- Die Einmachgläser vorbereiten: Ich fülle sie dazu einfach mit kochendem Wasser randvoll, lasse sie so 10 Minuten stehen und gieße das Wasser vorsichtig ab. Die Deckel und Gummiringe koche ich 15 Minuten in einem Topf mit kochendem Wasser aus. Man kann aber auch Gläser und Deckel für 30 Minuten in den Backofen geben, den auf 120 °C hochheizen und nach 30 Minuten ausschalten. Auch bei dieser Methode werden die Gummiringe im Topf ausgekocht.
- Die Birnen vierteln, schälen, die Kerngehäuse und Stiele entfernen und die Birnenviertel auf die Gläser verteilen. Die Lorbeerblätter waschen, mit der Schere mehrfach einschneiden (so geben sie ihr Aroma besser ab) und in jedes Glas vier Blätter zwischen die Birnenviertel stecken.
- Die Zitronen auspressen und den Saft mit Zucker und Wasser aufkochen. Den kochenden Sud über die Birnen gießen und die Gläser mit Gummiringen, Deckeln und Klammern verschließen.
- Die Gläser (gegebenenfalls nacheinander) im Schnellkochtopf nach Herstellerangaben einkochen, bei mir: auf Druckstufe 1, und zwar 10 Minuten. Vorsichtig herausnehmen, vollständig auskühlen lassen und die Metallklammern entfernen. Noch einmal kontrollieren, ob alle Gläser fest verschlossen sind.
- Die Birnen vor dem Servieren mindestens 1 Woche durchziehen lassen. Sie halten sich aber ca. 1 Jahr oder länger.
Wie steht ihr zu eingemachtem Obst? Köstlich oder geht gar nicht?
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- Das Jahr im Blog: #foodblogbilanz17
Haha, mir geht es wie dir, was das Verhältnis zu eingekochtem Obst angeht. Dass Birnen in gekochtem Zustand super schmecken, weiß ich, seit ich ein Dessert mit gekochten, karamellisierten Birnen und Fruchtsaft (bei mir war es Holundersaft) nachgebaut hatte. Da ist der Schritt bis zur Eingekochten Birne nicht mehr weit. Dein Rezept werde ich definitiv ausprobieren. Danke!
Und dein soeben gesichtetes neues Buch nehme ich nachher gleich in die Foodblogger-Kochbuchsammlung auf.
Oh, das mit den karamellisierten Birnen klingt aber auch super! Da werde ich doch gleich mal bei Dir auf die Suche gehen. Und danke fürs Ergänzen des Buchs, das freut mich.
Im Blog habe ich die Holunderbirnen nicht, aber ich hatte mich weitestgehend nach diesem rezept gerichtet: http://www.buddenbohm-und-soehne.de/2012/09/13/die-holunderbirnenmission/
hallo sabine,
meinst du, aus der kombi birne – lorbeer könnte man auch eine marmelade kochen? das könnte ich mir als super weihnachtsgeschenk vorstellen… liebe grüße. stefanie
Na klar, das geht sicher auch. Du müsstest nur überlegen, in welcher Form du den Lorbeer hineingibst. Kochst du ihn einfach in ganzen Blättern mit und fischst ihn nach dem Einfüllen raus? Oder steckst du ihn mit ins Glas? Ich weiß nicht, ob bei einer gelierten Marmelade dann der Glasinhalt wie gewünscht aromatisiert wird. Du kannst natürlich auch Lorbeerblätter mitpürieren, aber die bleiben ziemlich hart; ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei Hochleistungspürieren immer noch unangenehm im Mund ist. Musst du mal gucken – und berichte dann doch mal!
Hallo Sabine,
danke für deine Tipps zum Einkochen!
Ich war bislang auch kein Fan von eingekochtem Obst, weil mir frisches Obst einfach besser schmeckt und wegen des hohen Zuckergehalts. Genau wie du habe ich keine allzu schönen Erinnerungen an Omas Konservengläserlager. Mit dem hätte sie zwar ihre Lieben problemlos in einem neuen Krieg durchfüttern können, vorausgesetzt er würde ohne Atomwaffen geführt, aber das war auch schon der einzige Vorteil daran.
Wegen der C-Krise überlege ich nun aber, mir Konservenobstvorräte anzulegen.
Kannst du mir sagen, ob Zucker beim Einkochen von Obst zwingend notwendig ist?
Und was hältst du von Schraubdeckelgläsern, die fürs Einkochen verwendet werden?
Viele Grüße,
Jutta
Hallo Jutta,
hmm, ich fürchte, zu der Zuckerfrage kann ich dir nichts sagen. Aber Schraubdeckelgläser benutze ich durchaus zum Einkochen, absolut problemlos.
Viel Erfolg bei deinen Projekten!
Mein Dampfdruckfahrer hatte keine Anleitung zum Einkochen, habe auf 0,3 bar gestellt und es hat schon Mal insoweit geklappt, als die Gläser heile wieder raus gekommen sind. Bin gespannt auf das weitere Ergebnis (Haltbarkeit, Konsistenz und natürlich Geschmack!). Danke für die Anregung. Sabine