Eingelegte Bratheringe mit Ingwer
Wenn ich am Meer bin, esse ich häufig und gerne Hering. (Also, ich spreche hier von Nord- und Ostsee, nicht vom Mittelmeer – schon klar, oder?) Matjes, Bismarckhering, gebratene grüne Heringe, eingelegte Bratheringe. Besonders gerne Letztere, denn ich bin ein großer Fan von Süßsäuerlichherzhaftem. Trotzdem habe ich bisher nie selbst Bratheringe eingelegt. Komisch eigentlich. Ich hatte es halt immer irgendwie vage vor, aber es geriet immer wieder in Vergessenheit.
Im Juni waren wir am Meer. An der Schlei, genau gesagt.
Im sehr ländlichen Schleswig-Holstein.
Es war wunderschön, und ich aß reichlich und gerne Hering. Auch diesmal dachte ich, ich müsste unbedingt mal selbst Bratheringe einlegen – und auch diesmal wäre es wahrscheinlich bei dem Vorsatz geblieben, wenn ich nicht …
… in einem Trödelladen diese wunderschöne Heringseinlege-Porzellandose gefunden hätte. (Oder wie man das nennt. Wisst ihr das?) Da musste ich dann. Denn wenn ich nicht in dem Laden Stein und Bein geschworen hätte, dass ich genau dieses Stück dringend bräuchte, dann hätte M. vermutlich sein Veto gegen noch einen Geschirrschrankbewohner eingelegt.
So aber kehrte ich glücklich mit meiner Heringsdose heim, kaufte Fisch und legte ein.
Ich habe mir dazu aus verschiedenen Rezepten mein eigenes zusammengebastelt, und es war auf Anhieb ein Volltreffer: Süße und Säure perfekt ausgewogen, und der Ingwer brachte eine tolle fruchtige Schärfe ins Spiel. Dazu gab’s, ganz klassisch, Bratkartoffeln. Ich glaube, dieses Abendessen hat dann auch M. mit meiner Neuanschaffung versöhnt.
Und dass die Heringsdose in diesem Haushalt künftig häufiger zum Einsatz kommt, das garantiere ich!
- 1 Bund Frühlingszwiebeln
- 20 g frischer Ingwer
- 5 Pimentkörner
- 10 schwarze Pfefferkörner
- 60 g Zucker
- 120 ml Weißweinessig
- 200 ml Wasser
- 1 TL gelbe Senfsamen
- 1 TL Salz
- 4 Heringsdoppelfilets
- 1 EL Weizenmehl
- ½ TL Salz
- 2 EL Pflanzenöl
- Für die Marinade die Frühlingszwiebeln putzen und in Ringe schneiden. Den Ingwer ungeschält in feine Scheiben schneiden. Piment und Pfeffer im Mörser grob zerstoßen.
- In einem Topf den Zucker bei mittlerer Hitze heiß werden lassen, bis er schmilzt. Dabei nicht rühren, sondern nur, falls nötig, den Topf etwas rütteln, damit der Zucker gleichmäßig schmilzt. Sobald der Zucker hellbraun karamellisiert ist, mit Essig und Wasser ablöschen. Frühlingszwiebelringe, Ingwerscheiben, Piment-Pfeffer-Mischung, Senfsamen und Salz zugeben, alles einmal aufkochen und vom Herd nehmen.
- Für die Bratheringe die Fische kalt abspülen und trocken tupfen. Das Mehl mit dem Salz auf einem Teller mischen.
- Das Öl in einer Pfanne stark erhitzen. Die Heringsfilets (je nach Pfannengröße evtl. portionsweise) in dem Mehl wenden, überschüssiges Mehl abklopfen und die Filets in der Pfanne in 2 Minuten pro Seite goldbraun braten.
- Die heißen Heringsfilets in ein flaches Gefäß legen, mit der Marinade übergießen, abkühlen lassen und im Kühlschrank mindestens einen, gerne aber auch zwei, drei oder vier Tage durchziehen lassen.
Kennt ihr das, dass ihr bei Rezepten mit dem Ausprobieren so lange zögert, bis endlich irgendein Impuls von außen kommt – und ihr euch dann fragt, warum ihr damit eigentlich so lange rumgetan habt?
- Seelenfutter vegetarisch und Möhren-Orangen-Risotto
- Mehr veggiefreundliche Restaurants, bitte!
wunderschöne Fotos und eine mindestens genau so schöne ‚Einlegedose‘.
Danke! Das heißt, Du kennst auch keinen anderen Namen für die Dose, oder?
warum nicht Mittelmeer – dein Rezept erinnert mich stark an das italienische „Sarde in saor“ also eingelegte Sardinen, sehr köstlich! Da kommen als süßliche Komponente zur säuerlichen Marinade Rosinen dazu (die ess ich aber nicht mit), das mühsamste am Rezept war das Ausnehmen der kleinen Sardinen…
lg
und die Dose ist wirklich wunderschön!
Danke für den tollen Tipp, Friederike! Vielleicht liegen dann ja demnächst auch mal Sardinen in der Dose.
Aha! Wart Ihr in der kleinsten Stadt Deutschlands? :-) Ich finde toll, dass Du die Heringe zuhause brätst! Hier in Warnemünde gibt es extra ein Heringsfest im Frühling, welches vor allem daraus besteht, dass die Fischer in Warnemünde in riesigen Pfannen Heringe braten, die einerseits von der einheimischen Bevölkerung gierig verschlungen, andererseits von ebendieser in rauhen Mengen weggeschleppt werden. Hintergrund ist das Begehr, Bratheringe einzulegen, ohne dass Heringsbratgeruch in der Butze ist. Für uns überhaupt nicht nachvollziehbar! Ich persönlich kann rein optisch mit eingelegten Bratheringen nix anfangen, für mich sieht das unappetitlich aus. Aber gleichwohl habe ich an Brathering Spaß: Wenn man einmal kontextbefreit vor dem Wort steht und es beim lesen innerlich englisch einordnet [bräszering, bräszering, was soll das denn sein?], dann hat man für alle Zeiten einen urkomischen Wortwitz an der Backe.
Ja, in der kleinsten Stadt Deutschlands waren wir auch. Und auch da habe ich Bratheringe gegessen. ;-)
Übrigens fand ich den Bratgeruch keineswegs so schlimm, wie immer alle sagen. Ist sicher auch eine Frage der Menge – aber bei nur vier Filets hat man außerhalb der Küche nichts gerochten. Gut, das Fenster habe ich natürlich aufgerissen.