Mangold mit Rosinen und Pinienkernen
Alle reden über die Zucchinischwemme – ich werfe scheele Blicke auf Mangold. Letztes Jahr hat uns das Blattgemüse in unserem Ernteanteil bis weit in den Spätherbst hinein begleitet. Während die Auswahl an anderem Gemüse von Woche zu Woche bedrohlich weiter in Richtung Knollen und Wurzeln zusammenschrumpfte, lagen immer wieder wahre Berge von Mangold im Regal: Stängel in Rot, Orange, Pink, Gelb und Weiß mit großen, dunkelgrünen Blättern.
Ich mag Mangold. Wirklich. Das sagen sicher auch die Leute, die Zucchini in den Garten gesetzt haben (warum hätten sie es sonst tun sollen?) und jetzt vor den Früchten ihrer hyperproduktiven Pflanzen stehen: Ich mag das Gemüse wirklich – aber muss ich es deshalb ständig auf dem Teller haben?
Kleiner Exkurs: Es ist schon interessant, wie selbstverständlich uns Abwechslung beim Essen vorkommt. Dass es vor noch nicht allzu langer Zeit in vielen Haushalten Tag für Tag das Gleiche gab (und dass das in vielen Teilen der Welt heute auch noch so ist), davon lese ich zwar immer wieder, aber vorstellen kann ich es mir nur schwer. Täglich Kartoffeln und Buttermilch? Täglich Getreidegrütze? Täglich Reis und Dal?
Zurück zum Mangold. Noch kann von Schwemme keine Rede sein, aber diesmal bin ich gerüstet: Ich werde der Fülle (falls sie denn kommt) einfach mit einer noch größeren Fülle an Rezepten begegnen. Ha! Als Klassiker dürfen in meiner Küche gelten: Mangold mit Paprika, gewürzt mit Räucherpaprika (Pimentón de la Vera), und das Ganze dann wahlweise zu Pasta oder mit Ei übergossen als Frittata. Mangold mit Linsen und Sumach als Eintopf; ein Rezept, das ich mal vor vielen Jahren aus dem kulinarischen Erinnerungsbuch an Damaskus von Rafik Schami bzw. seiner Schwester Marie Fadel gefischt und seitdem frei Schnauze in hundert Abwandlungen gekocht habe (Marie Fadel, Rafik Schami: Damaskus – der Geschmack einer Stadt*). Mangold gewokkt mit viel Knoblauch und Sojasauce. Und wenn ich mal viel Zeit habe: Laubfrösche aus Mangoldblättern. Na ja, und natürlich gibt es noch tausendundeine Variation schnell zusammengeworfener Gemüsepfannen mit Mangold.
Aber ich glaube, die Kollektion an Mangoldrezepten ist durchaus noch ausbaufähig. Und deshalb gab es heute Mangold mit Rosinen und Pinienkernen. Das Seltsame: Ich war mir total sicher, dass das ein italienischer (womöglich sogar sizilianischer?) Klassiker ist, konnte aber in keinem meiner Italienkochbücher ein Rezept dafür entdecken. Ich bin mir fast sicher, dass ich das Gericht selbst nie zuvor zubereitet habe, hatte aber ganz genaue Vorstellungen davon, wie es zu sein hat. Deshalb habe ich mich dann ohne Rezept hingestellt und einfach gemacht. Und siehe da: Das Ergebnis hat mich höchst befriedigt.
Falls jetzt irgendwelche Italiener*innen Zeter und Mordio schreien, weil dieser Klassiker doch eigentlich ganz anders zu sein hat, dann entschuldige ich mich und behaupte nie wieder, dass meine Version irgendwas mit italienischer Küche zu tun hat. Aber geschmeckt hat es großartig. Ich mag ja sowieso Gemüsesalate und Süßsaures. Jedenfalls: ein perfektes Sommergericht, ob pur mit Brot oder als Beilage, zum Beispiel zum Grillen (bei uns: zu Steaks aus der Pfanne). Und so schnell gemacht, dass es keinen Grund gibt, dieses Mangoldrezept nicht auszuprobieren. Es sei denn, ihr seid gerade zu sehr mit dem Verbrauchen der Zucchinischwemme beschäftigt.
- 1 Staude buntstieliger Mangold (ca. 400 g)
- 2 Zwiebeln
- 1–2 Knoblauchzehen (je nach Größe und Geschmack)
- 2 EL Olivenöl
- Salz
- 2 EL Rosinen
- 2 EL Balsamico-Essig (dunkler: Aceto balsamico)
- 2 EL Pinienkerne
- schwarzer Pfeffer
- Den Wurzelansatz des Mangolds abschneiden, die Staude in die einzelnen Stängel teilen und die gründlich waschen. Die Blätter von den Stielen schneiden. Beide getrennt in ca. 1 cm breite Streifen schneiden.
- Die Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Die Knoblauchzehen schälen und in feine Scheibchen schneiden.
- Das Olivenöl in einer Pfanne (mit passendem Deckel) erhitzen und Knoblauch und Zwiebeln darin bei kleiner bis mittlerer Hitze mindestens 5 Minuten glasig anschwitzen. Sie sollen auf keinen Fall Farbe annehmen.
- Die Mangoldstiele dazugeben, salzen und mit aufgelegtem Deckel ca. 5 Minuten andünsten.
- Mangoldblätter, Rosinen und Essig unterrühren und alles bei mittlerer Hitze zugedeckt weitere 5 Minuten dünsten. Falls nötig, zwischendurch 2–3 Esslöffel Wasser zugeben.
- In der Zwischenzeit die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett goldgelb anrösten und herausnehmen.
- Das Gemüse mit Salz und Pfeffer abschmecken und abkühlen lassen. Zum Servieren mit den Pinienkernen bestreuen. Es schmeckt lauwarm oder kalt.
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Pinienkerne und Rosinen lassen schon sehr starke Rückschlüsse auf Sizilien zu… mit Mangold konnte ich mich bislang noch nicht so recht anfreunden- wobei die kroatische Art schmeckt eigentlich ganz gut.
Da muss ich doch gleich mal gucken gehen, was Mangold auf kroatische Art ist. :-)
falls du nicht fündig wirdst kann ich aushelfen…
Die Mangoldschwemme kommt mir irgendwie bekannt vor; ich habe das Gefühl, das ist außer Karotten das Gemüse, das mit am häufigsten in der Abokiste ist. Ich mag den, aber trotzdem raufe ich mir manchmal die Haare.
Mein Rezept, wenn mir sonst nichts einfällt und ich nur fix was auf dem Tisch haben will: Stiele und Blätter getrennt klein schneiden, Stiele mit Knoblauch anbraten, Blätter später zugeben, dann Mascarpone, Sahne und Parmesan. Pasta dazu. Das Rezept ist von Jamie O. und im Original mit Spinat, aber pffff….was solls ;-).
Ha, sahnige Pastasauce – genau meins! Das teste ich definitiv. Danke!
Ah, noch was. Eine Nachbarin von mir kommt aus Frankreich und von ihr kommt die Idee, Mangold mit einer knoblauchlastigen Bechamelsauce zu überbacken. Ich finde, das ist eine super Verwertung für die Stiele, wenn man mit den Blättern was anderes gemacht hat.
Auch super. Wird definitiv zu demnächstiger Verwendung abgespeichert.
Das Mangoldrezept gefällt mir gut. Ich mag auch gern fruchtige Noten an herzhaften Gerichten oder Beilagen. Nur mag ich leider so gar keine Rosinen. Hast du einen Vorschlag, womit ich diese ggf. ersetzrn könnte, um zu einem ähnlich schmackhaften Ergebnis zu kommen?
Hmm, andere getrocknete Früchte sind natürlich eine Möglichkeit: Cranberrys oder gewürfelte Aprikosen. Kann ich mir beides gut vorstellen.
Danke für das Rezept! Klingt lecker. Auch ich bin von der Zucchini-Schwemme im Kattendorf-Ernteanteil betroffen. Noch geht es, aber definitiv demnächst wieder Mangold…
:-) Bei mir gab’s auch vermehrt Zucchini in letzter Zeit!