Sommerlich: Reisnudelsalat mit Chili-Tofu
Nachdem es vorgestern hier schwere weltanschauliche Kost gab, mache ich’s diesmal leicht: Hier kommt ein Lieblingssommersalat (Lieblingssommer? Oder Sommersalat? Beides, würde ich sagen) ohne viel Denkballast. Und wer lieber kochen als lesen möchte, kann den folgenden Text ruhig überspringen, um sofort zum Rezept unten vorzudringen. Lebenswichtiges steht nicht drin.
Für alle anderen ein paar Worte dazu, wie dieses Rezept entstanden ist, was koreanische Chilipaste in einem Gericht zu suchen hat, dessen Wurzeln sonst wohl eher in Vietnam liegen – und ob es nicht auch ohne diese zugegebenermaßen etwas exotische Zutat geht. (Doch, ohne geht’s auch.)
Also: ein paar Straßen hat ein asiatischer Supermarkt eröffnet. Endlich! Wenn man nämlich in Ottensen wohnt und quasi alles, was man zum Leben braucht, vor der Haustür findet, dann kommt einem schon die kurze Radelei zu den asiatischen Supermärkten in Hauptbahnhofnähe un-end-lich weit vor. Ich bin also gleich ganz hibbelig hin, um das Angebot in Augenschein zu nehmen. Neben etlichen asiatischen Kräutern, die ja irgendwie in jedem Laden anders heißen und alle miteinander wiederum anders als in allen meinen asiatischen und Kräuterkochbüchern, gab es winzig kleine Auberginen, frische Maiskölbchen (die sich ebenfalls unten im Salatrezept wiederfinden und strikt optional sind), Tiefkühltruhen voller seltsamer Fischprodukte und interessanterweise ein Regal, das offenbar mit Blick auf schwarzafrikanische Kundschaft bestückt wurde.
Und natürlich Nudeln in allen Farben und Formen. Ich wollte gerade begeistert alle möglichen Reis-, Glas- und Buchweizennudeln einpacken, als M. mich stoppte: Hätten wir doch alles noch. Könnten wir ja auch erst mal aufbrauchen. Ich hätte ihm am liebsten erklärt, dass wir aber derzeit wirklich keine Reisnudeln in genau 4 Millimeter Breite hätten, nur schmalere oder breitere. Aber ich musste daran denken, dass die Vorräte in unserer Speisekammer eine ganze Weile reichen, falls wir im 3. Stock mal eingeschneit werden, und legte die Nudelpackung wieder zurück. Dafür beschloss ich in diesem Augenblick, die sommerlichen Temperaturen zu nutzen, um mal wieder Reisnudelsalat zu machen und die Vorräte abzubauen.
Einen Einkauf (na gut, neben den Maiskölbchen) konnte ich M. aber wenigstens abringen: die koreanische Chilipaste Gochujang. Denn die fehlte bisher in unserem Haushalt. Und nachdem ich sie gekauft hatte, musste ich sie natürlich gleich ausprobieren. Mit leckerem Ergebnis, wie ich finde: Sie schmeckt nämlich keineswegs nur scharf, sondern würzig süßlich-salzig-umami. Damit werde ich sicher noch eine Menge anstellen. Wer diese Paste aber nicht da hat, sich nicht die Hacken danach ablaufen möchte oder keine Lust hat, den Kühlschrank mit einer zugegebenermaßen nicht gerade kleinen Plastikdose zu blockieren, der verwendet stattdessen beispielsweise Sambal oelek (schmeckt anders, nämlich eher scharf-säuerlich, aber das ist ja auch fein). Oder mariniert den Tofu ganz einfach nur mit Sojasauce. Auch wenn es dann kein Chili-Tofu mehr ist. (Und wer sich Gochujang kauft, aber dann nicht weiß, was damit tun, der findet unter den koreanischen Rezepten von Missboulette jede Menge Ideen.)
Ohnehin ist das ein unglaublich wandelbares Rezept. Die Konstanten sind aus meiner Sicht: Reisnudeln, eine ordentliche Menge Kräuter und Fischsauce. Der Rest richtet sich eher nach der Vorratslage. Und damit hat man auch in der Hand, wie schnell der Salat fertig ist. Ich war in Schnippellaune …
- 200 g Tofu
- 1 TL Gochujang (koreanische Chilipaste; ersatzweise 2 TL Sambal oelek)
- 200 g Reisbandnudeln
- 100 g frische Mini-Maiskölbchen (nach Belieben)
- 2 Möhren
- 2 Frühlingszwiebeln
- 100 g Salatgurke
- 1 Bund Koriandergrün
- 3 Stängel Minze
- ein paar Salatblätter
- Öl zum Frittieren
- 1 pflaumengroßes Stück frischer Ingwer
- 1 Limette
- 3 EL Fischsauce
- 1 EL Zucker
- Für den Salat den Tofu ca. 1 cm groß würfeln. Die Chilipaste mit 2 EL Wasser glatt rühren (bei Sambal Oelek ist das nicht notwendig). Die Tofuwürfel untermischen und beiseite stellen.
- Die Reisbandnudeln nach Packungsanweisung in kaltem Wasser einweichen.
- Die Maiskölbchen (falls verwendet) waschen, in einigermaßen mundgerechte Stücke schneiden und in einem Dämpfeinsatz im Topf über kochendem Wasser 3-5 Min. dämpfen.
- Die Möhren schälen und putzen und entweder geduldig in streichholzdünne Stifte schneiden oder grob reiben. Die Frühlingszwiebeln waschen, putzen und in Ringe schneiden. Die Gurke waschen und in Stifte schneiden.
- Von Koriander und Minze die Blättchen abzupfen. Die Minzeblätter fein schneiden, die Korianderblätter ganz lassen.
- Die Salatblätter waschen, trocken schleudern und etwas zerpflücken.
- Die Reisnudeln abgießen, nach Packungsangabe in kochendem Wasser gar kochen, in ein Sieb abgießen, kalt abschrecken und gut abtropfen lassen. Mit dem vorbereiteten Gemüse, den Kräutern und dem Salat in einer großen Schüssel mischen.
- Die Tofuwürfel aus der Marinade nehmen und kurz auf Küchenpapier abtropfen lassen. Das Öl erhitzen, bis an einem hineingehaltenen Holzstäbchen sofort viele kleine Bläschen aufsteigen. Die Tofuwürfel im Öl portionsweise ca. 5 Min. frittieren, herausnehmen und auf Küchenpapier entfetten.
- Für das Dressing den Ingwer schälen und sehr fein würfeln. Die Limette auspressen. Den Saft mit Ingwerwürfelchen, Fischsauce, Zucker und der übrigen Chilimarinade von dem Tofu mischen. Das Dressing über den Salat geben und alles gut unterheben. Die Tofuwürfel zum Schluss untermischen.
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Hey, das hört sich ganz nach einem neuen Lieblingssalat für mich an. :-) Und Gochujang wohnt bereits in meinem Kühlschrank und eingeschneit könnten wir hier auch mindestens zwei Monate überleben. ;-) So und jetzt stöbere ich noch ein wenig bei dir. Sonnige Grüße nach Ottensen!
Hi Eva, ach, da bin ich ja mal gespannt, ob die Gochujang bei dir mal in Rezepten auftaucht. Ich halte die Augen offen! :-)
In näherer Zukunft wohl eher nicht, im Sommer neige ich mehr der italienischen Küche zu… aber gen Herbst hin bestimmt!
Also gochujang ist wirklich was Feines.
Ich sehe schon: Da habe ich wieder was viel zu spät entdeckt. Wofür benutzt du die Paste denn, Ulrike?