Frühling ist, wenn’s grün wird: Brennnessel-Malfatti
Von wegen blaues Band: Für mich ist der Frühling grün. Nicht schneeglöckchenweiß, nicht krokusbunt, sondern kräutergrün, unkrautgrün, wiesengrün. Wenn neben den erdigen Knollen und Wurzeln im Hofladen der erste eigene Spinat auftaucht, die erste Handvoll Salatblättchen, das erste Bund Petersilie, dann möchte ich ungefähr so hüpfen wie die Kühe, wenn sie wieder auf die Weide dürfen.
Nichts gegen Möhren, Sellerie und Pastinaken: Sie haben uns mit ihrer sättigenden Bodenständigkeit über den Winter gebracht, und bis die letzten Vorräte in unserer SoLaWi verbraucht sind, werden sie uns auch noch eine Weile begleiten. Aber es ist wunderbar, sie jetzt mit frischem Grün kombinieren zu können! (Über die SoLaWi, die Solidarische Landwirtschaft, bei der ich seit einem guten halben Jahr Mitglied bin, werde ich noch ausführlicher berichten, versprochen!)
Vor Kurzem haben wir angeradelt. Auch das ist Frühling: Rauf aufs Rad, raus und Neues erkunden, jenseits der Wege, die mich im Winter kürzestmöglich von beheiztem Zuhause zu beheiztem Büro (und zurück) gebracht haben. Wind um die Nase, Sonnengeglitzer auf der Elbe und überall Grün, selbst zwischen Pflastersteinen.
Selbst Brennnesseln haben um diese Zeit noch Charme, wenn die Blätter noch zart sind und so harmlos aussehen wie die der Taubnesseln daneben. Wovon ich mich natürlich nicht täuschen lasse! Gaaanz zufällig hatte ich ein paar Gummihandschuhe, eine Schere und eine Tüte dabei. Zehn Minuten in die Büsche geschlagen, und zack! Die Mahlzeit war gesichert.
Malfatti gab es, die italienischen Nocken auf Ricottabasis, die einer eher schlampigen Köchin wie mir sogar schon vom Namen her entgegenkommen: „schlecht gemacht“, das gibt einem doch alle Freiheiten! Den klassischen Spinat habe ich durch meine Pflückbeute ersetzt und war – mal wieder! – begeistert davon, wie würzig und herzhaft das olle Pieksunkraut schmeckt: Eben nicht wie etwas, das man am Wegrand abrupft, wenn es so gar nichts anderes mehr gibt.
Aus Sicht der Brennnessel war es bestimmt eine hervorragende Idee, sich die Brennhärchen zuzulegen, sonst würde sie heute womöglich im großen Stil angebaut, gerodet und handlich portioniert in alle Supermarkttiefkühltruhen ausgeliefert. Aus meiner Sicht dagegen ist es super, dass die Brennhärchen in sich zusammenfallen, sobald das Kraut einmal erhitzt wurde. So bleibt nur der fantastische Geschmack übrig.
Ach ja, und die entwässernde Wirkung des Krauts. Die hatte ich übersehen und wurde erst daran erinnert, als ich in der Nacht dreimal raus musste … Wer weiß, vielleicht reagiere ich da besonders empfindlich; M. jedenfalls schlummerte selig über meine nächtlichen Laufereien hinweg. Aber fürs nächste Mal weiß ich, dass ich Brennnessel-Malfatti eher mittags esse!
Dass ich sie dagegen noch mal esse, steht fest. Denn im Frühling kann ich gar nicht genug Grün bekommen. Sagte ich das schon?
Dieses Rezept darf beim Blogevent „Genuss des Frühlings“ mitmachen, das Jeanette vom Blog Cuisine Violette auf Zorras Blog Kochtopf.me ausrichtet.
- 250 g Brennnesseln (junge Triebe)
- 1 kleine Zwiebel
- 1 EL Butter
- 250 g Ricotta
- 3 Eier (Größe M)
- ½ Bio-Zitrone
- 50 g Parmesan
- Salz
- 200 g Weizenmehl Type 405
- 50 g Haselnusskerne
- 3 EL Butter
- geriebener Parmesan zum Bestreuen
- Die Brennnesseln – am besten mit Gummihandschuhen – gründlich waschen und abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen und fein würfeln. Die Butter in einem kleinen Topf schmelzen lassen und die Zwiebelwürfel darin ca. 5 Minuten bei kleiner Hitze anschwitzen. Die Brennnesseln dazugeben und bei aufgelegtem Deckel in ca. 5 Minuten zusammenfallen lassen, zwischendurch umrühren.
- Sobald sie zusammengefallen sind, in ein Sieb abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken und sehr gut ausdrücken. Die Brennnesseln grob hacken.
- In einer großen Schüssel Ricotta und Eier verrühren. Die Zitronenhälfte heiß waschen, trocknen und die Schale fein abreiben. Zitronenschale, Parmesan, Brennnesseln und ½ TL Salz unterrühren. Das Mehl nach und nach einarbeiten, bis eine zähe Masse entstanden ist.
- Die Haselnusskerne in einer Pfanne ohne Fett bei mittlerer Hitze anrösten, bis sie duften (aufpassen, dass sie nicht zu dunkel werden!), herausnehmen und grob hacken.
- In einem großen Topf reichlich Salzwasser aufkochen. Den Backofen auf 50 °C vorheizen. In eine Schüssel unten eine umgedrehte Untertasse hineinlegen und die Schüssel in den Ofen stellen.
- Mit zwei Esslöffeln portionsweise zwetschenkleine Nocken von der Brennnesselmasse abstechen, in das Wasser gleiten lassen und in ca. 5 Minuten bei kleiner Hitze gar ziehen lassen. Achtung: nicht zu große Nocken formen: Sie vergrößern beim Garen noch ihr Volumen, und sehr große brauchen sehr viel länger. Und die Nocken – anders als häufig zu lesen – nicht sofort herausnehmen, wenn sie oben schwimmen, sondern ihnen ruhig 5 Minuten geben. Zu kurz gegarte schmecken mehlig und können im Innern noch roh sein.
- Fertige Nocken mit einem Schaumlöffel herausheben, kurz abtropfen lassen und in der Schüssel im Backofen warm halten.
- Sobald alle Nocken gegart sind, die Butter in einem Topf zerlassen und köcheln lassen, bis sie bräunt. Sofort vom Herd nehmen. Die Brennnessel-Malfatti auf Teller verteilen, mit der gebräunten Butter beträufeln und mit gehackten Haselnüssen und Parmesan bestreuen.
Ein tolles Gericht. Nachdem ich hier jetzt so tolle Gerichte mit Brennnesseln bekommen habe, muss ich mich wohl echt mal trauen und sie auch essen… Danke fürs Teilnehmen und den schönen Beitrag <3
Der große Brennnessel-Trend – hätte man vor zwanzig Jahren auch noch nicht geahnt …