Lesebrösel: Wie Aussehen den Geschmack beeinflusst

Neulich habe ich ja schon mal über den Zusammenhang von Sehen und Schmecken geschrieben. Und obwohl der Beitrag jetzt … äh, nicht kurz war, hätte ich ihn locker doppelt so lang machen können, so viel Material hatte sich zu dem Thema bei mir angesammelt. Wollte ich Euch dann aber doch nicht zumuten. Hier kommen also ein paar Fundstücke in Kurz-und-knapp-Form (einige davon mit „Interessant, womit sich die Forschung so beschäftigt“-Effekt):

Bunte Becher

Kakao schmeckt aus orangefarbenen Bechern am schokoladigsten, fand ein Forschungsteam heraus. Testpersonen bekamen das gleiche Getränk in verschiedenfarbigen Bechern serviert, glaubten aber, verschiedene Sorten Kakao vor sich zu haben, und sollten den Geschmack beurteilen. Das Ergebnis: der orangefarbene Becher hatte den positivsten Einfluss auf den Geschmack, der rote und der weiße fielen dagegen ab.

Die Farbe des Tellers wiederum kann beeinflussen, wie viel wir essen. Ist nämlich der Farbkontrast zwischen dem Geschirr und dem Gericht darauf eher gering, nehmen wir die Menge des Essens schlechter wahr – und häufen uns mehr auf den Teller, so das Ergebnis einer Studie.

Für ihr Fotoprojekt „Colored Food Series“ färbte bzw. bemalte die kalifornische Künstlerin Lawrie Brown Gerichte und Lebensmittel knallbunt. Nicht alle allerdings – da die Lebensmittelindustrie sich mit Farben nicht zurückhält, kam mancher poppige Effekt ganz ohne nachträgliche Einfärbung zustande. In diesem Artikel steht noch mehr darüber. Interessant jedenfalls, was davon sofortige Abneigung auslöst und was nicht.

Menschen sind im Restaurant bereit, deutlich mehr Geld für einen Salat zu bezahlen, der wie ein Kunstwerk arrangiert ist – im konkreten Fall wie Kandinskys Gemälde Nr. 201. Ein Psycholog_innenteam ließ drei Versuchsgruppen Salat servieren: dreimal identische Zutaten, dreimal unterschiedliches Arrangement auf dem Teller. Am besten kam der Kandinsky-Salat an (auch wenn die Gäste nicht wussten, dass ihr Essen ein Vorbild in der Kunst hatte), deutlich besser als der „normal“ in der Tellermitte angerichtete und der streng nach Zutaten in Reihen sortierte Salat. Und zwar nicht nur visuell: Er schmeckte den Versuchspersonen auch besser!

(Übrigens ließ sich das NPR (National Public Radio) davon zu einer Leser_innen-Aktion inspirieren und bat um Fotos von Gerichten, die wie Gemälde arrangiert sind. Das gehört aber eher schon wieder in meine Sammlung „Mit Essen spielen“.)

Und bunt ist sowieso gut, das ist nicht zuletzt die Verkaufslogik von Gummibärchen. Denn aus einer Tüte mit bunten Süßigkeiten essen wir automatisch mehr, weil es uns nachgewiesenermaßen schwerfällt, eine Menge genau abzuschätzen, wenn sie aus verschiedenfarbigen Elementen besteht.

Einen weiteren spannenden Übersichtsartikel zum Thema „Farben und Schmecken“ gibt es übrigens im Blog Was wissen,
und Ulrike Schnyder zitiert darin noch mehr interessante Studien.

 

 

3 Gedanken zu “Lesebrösel: Wie Aussehen den Geschmack beeinflusst

  1. Ulrike Schnyder

    Sehr interessant – am besten gefällt mir ja persönlich die Geschichte mit den Gummibärchen. War mir bisher nicht klar, im Nachhinein macht es aber irgendwie Sinn ; ) Danke auch für die Verlinkung. Mein Blog heißt aber „Was wissen“ =)

  2. Renate Waas

    … super interessanter Beitrag und ich liiiebe Gummibärchen. So wird man ausgetrickst :-) aber – ich würde sie sowieso immer alle essen – erst (fast alle) roten, dann die orangen, dann die gelben …. ein paar rote Bärchen hebe ich mir bis zum Ende als krönenden Abschluss auf.
    Dann ist mir meist etwas … aber es hilft nix – das nächste mal esse ich wieder alle, alle, alle.

    Die Geschichte mit dem Salat ist auch bemerkenswert und für den Kakao werde ich mir sofort ein Tasse in Orange besorgen (meine ist dunkelbraun – aber er schmeckt auch).
    :-)
    Viele Grüße von Renate

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