Silvesterlinsen aus dem Schlaraffenland

Noch ein paar Stunden, dann ist 2013 vorüber. Jahresrückblicke allüberall, draußen böllert es schon, und auch bei uns steht der Sekt kalt, mit dem wir auf 2014 anstoßen werden. Tatsächlich ist mir mehr danach, vorwärts zu blicken als zurück; vorwärts auf ein Jahr, das noch so neu und glänzend daherkommt, dass man alle Wünsche und Hoffnungen darauf projizieren kann. Ob 2014 etwas davon einlöst? Hoffen wir es.

Natürlich ist Hoffen allein eine etwas lahme Tätigkeit. Genau deshalb gibt es in den meisten Kulturen irgendwelche traditionellen Tricks, das Schicksal ein bisschen in Richtung der eigenen Wünsche zu beeinflussen. Mir Skeptikerin gefallen ja am besten die Silvestertraditionen, die etwas mit Essen zu tun haben: Wenn’s nicht klappt, dann hat man wenigstens etwas Gutes in den Magen bekommen. Linsen zum Beispiel. Linsen sollen, so lautet offenbar eine italienische Überlieferung, für reichen Geldsegen im neuen Jahr sorgen, weil sie aussehen wie winzige Münzen.

Vielleicht klappt das ja auch, wenn man sie nicht isst, sondern nur darüber bloggt? Denn ich würde euch gerne ein besonderes Linsengericht vorstellen: die „Linsen nach Art des Alten“ aus Stevan Pauls Buch Schlaraffenland. Über das Buch selbst werde ich in den nächsten Tagen noch etwas schreiben. Hier gibt es erst einmal das Rezept.

Linsen, Spätzle und Wiener Würstchen

Linsen und Spätzle liebe ich, seit ich diese klassisch schwäbische Kombination vor vielen Jahren von einer Freundin lernte, die ihre Hauswirtschafterinnen-Ausbildung in Schwaben absolviert hatte. Es ist ein Gericht, das bei mir regelmäßig auf den Tisch kommt ‒ ich liebe Deftiges, und Linsen fand ich schon als Kind toll, weil sich die gelegentliche bissfest gebliebene Hülsenfrucht auf der Zunge so schön glatt und rund anfühlt. Das Rezept von Stevan Paul macht aus dem deftigen Lieblingsgericht aber tatsächlich etwas Besonderes: mit den Aromen von Rotwein, Piment, Zitrone und dem Umami-Extra von Sardellen. Ja, es bereitet auch viel mehr Mühe als sonst, aber es lohnt sich für spezielle Gelegenheiten. Vielleicht für Silvester 2014?

Ich wünsche euch und uns allen ein rundum gesundes und glückliches neues Jahr!

Linsen nach Art des Alten
Quelle: 
Zubereitungszeit: 
Garzeit: 
Zeitbedarf gesamt: 
Portionen: 6
 
Zutaten
  • 200 g Möhren (ich: 1 große Möhre)
  • 200 g Knollensellerie
  • 200 g Zwiebeln (ich: 3 mittelgroße Zwiebeln)
  • 500 g schwäbische Alblinsen (Albleisa), ersatzweise Puy-Linsen
  • 100 g Butter
  • 40 g brauner Zucker
  • 30 g Tomatenmark
  • 300 ml trockener Rotwein
  • 1 Knoblauchzehe
  • 20 schwarze Pfefferkörner
  • 10 Pimentkörner (ich würde in Zukunft nur 5 nehmen)
  • 1 Bio-Zitrone
  • 4 Stängel Majoran (ersatzweise 1 TL getrockneter Majoran)
  • 2 Stängel Bohnenkraut (ersatzweise ½ TL getrocknetes Bohnenkraut)
  • 1 EL edelsüßes Paprikapulver
  • 1 TL Kartoffelstärke
  • 1 l Gemüsebrühe
  • 150 g Lauch
  • Salz
  • 1‒3 EL Rotweinessig (ersatzweise Apfel- oder Weißweinessig)
  • 10 g Kapern (aus der Lake)
  • 2 Sardellenfilets (ich: in Salz)
Anleitung
  1. Möhren, Sellerie und Zwiebeln schälen, putzen und sehr klein würfeln.
  2. Die Linsen in reichlich Wasser 25 Minuten kochen lassen.
  3. In der Zwischenzeit in einem zweiten Topf 80 g Butter schmelzen und die Gemüsewürfelchen darin glasig dünsten. Den Zucker darüberstreuen, das Tomatenmark einrühren und kurz mitdünsten lassen. Den Rotwein zugießen und die Mischung 10 Minuten offen bei schwacher Hitze einkochen lassen.
  4. Den Knoblauch schälen, grob schneiden und mit Pfeffer und Piment im Mörser fein zerkleinern. Die Zitrone heiß abwaschen, trocknen und 1 Esslöffel Schale fein abreiben. Die Blättchen von den Kräuterzweigen zupfen und fein hacken. Die übrigen 20 g Butter mit Zitronenschale, Kräutern, Paprikapulver und Stärke mit in den Mörser geben und alles miteinander verkneten.
  5. Die Linsen in ein Sieb abgießen, mit der Brühe zum Rotweingemüse geben und alles offen bei mittlerer Hitze 10 Minuten kochen.
  6. Inzwischen den Lauch längs halbieren, auch zwischen den Blättern gründlich waschen, welke Blätter und den Wurzelansatz abschneiden und den Lauch fein würfeln. Zu den Linsen geben und 5 Minuten mitkochen.
  7. Die Gewürzbutter zu dem Gericht geben und 10 Minuten mitkochen lassen.
  8. In der Zwischenzeit die Kapern und Sardellen zusammen fein hacken. Die fertigen Linsen mit Salz und Essig abschmecken und zum Schluss die Kapern-Sardellen-Mischung unterrühren.
Anmerkungen
Ich habe statt der vorgegebenen Puy-Linsen lieber kleine Berglinsen verwendet. Linsen zu Spätzle müssen für mich braun sein. Da bin ich eigen.
Beim nächsten Mal würde ich die Menge Piment reduzieren. Das Gewürz dominierte mir zu sehr, vor allem nach dem Wiederaufwärmen des Gerichts.

Zu den Linsen gibt es Spätzle (nach diesem Grundrezept) und Wiener Würstchen ‒ pardon: natürlich Saitenwürstle!

 

 

5 Gedanken zu “Silvesterlinsen aus dem Schlaraffenland

  1. Chawwa

    Klingt wirklich lecker, ich werde das Rezept auf jeden Fall mal ausprobieren. Heute bzw. gestern Abend war mir nach der abendlichen Fahrradtour zurück vom Gottesdienst auch nach was Deftigem. Das waren dann, der Vorratslage entsprechend, Krautfleckerln. Allerdings weiß ich nicht, wie man da glückverheißende Magie hineininterpretieren soll. Außer, dass ich nach dem Essen glücklich-satt war, fast wie im sagenhaften Schlaraffenland! Und so passte es also doch, denn aus dem Schlaraffenland ins Neue Jahr zu starten, ist bestimmt nicht schlecht. Dir und Deinem interessanten, schönen Blog ein gutes 2014!

  2. ninive

    Linsen und Fisch gab es schon, jetzt fehlt nur noch Sauerkraut und Speck…. auf dass es ein gutes Jahr 2014 werde! Mir gefallen sowohl Linsen wie auch diese Bräuche, die die Magie des Jahreswechsels unterstützen. Geflügel sollte man übrigens vermeiden, dann fliegt das Glück davon.

  3. Eva

    Über Linsen zu bloggen kann schon Geldsegen verheißen. ;-) Hoffe ich, denn die stirbt bekanntlich zuletzt.
    Bei uns gab’s nicht mal den obligatorischen Sekt, hat sich irgendwie nicht ergeben.
    Ich hoffe, du bist gut „rüber“ gekommen und ich freue mich auf ein wunderbares neues Jahr mit dir!
    Liebe Grüße,
    Eva

  4. Sabine Schlimm Artikel Autor

    Danke euch allen für die guten Wünsche! 2014 kann kommen!
    @Chawwa: Hmm, vielleicht ist das Glückverheißende an Krautfleckerln ja, dass sie ein sattes, zufriedenes Jahr unabhängig von besonderem Geldsegen ankündigen? Für den Fall, dass die Linsen nicht wirken, klingt das doch nach einer guten Versicherung.
    @Ninive: Oh, wie gut, dass wir dann nicht am Silvestermittag die Hühnchenreste aus dem Kühlschrank noch schnell warm gemacht haben!
    @Eva: Wir hätten den Sekt auch fast vergessen, haben es aber noch sekundengenau geschafft, ihn in die Gläser zu bekommen. ;-)

  5. Pingback: Rezension: Stevan Paul, Schlaraffenland | Schmeckt nach mehr

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